Einbruch bei Projektentwicklern deutet auf weitere Zuspitzung
In der Immobilienwirtschaft mehren sich ernste Warnsignale, die angespannte Lage der Branche verfestigt sich. Dies belegt der neue ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI), die Konjunkturbefragung des IW Köln in Kooperation mit dem Spitzenverband der Immobilienbranche.
„Ein Einbruch der Geschäftslage bei den Projektentwicklern um 35 Punkte auf nur noch -54,5 ist ein sehr ernstes Warnzeichen. Dass zudem mehrheitlich eine noch schlechtere Lage für die nächsten zwölf Monate erwartet wird, kündigt einen Stillstand beim Neubau an“, warnt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. „Weiter steigende Zinsen und immer höhere Baukosten ergeben eine toxische Mixtur. Der Staat selbst – Bund, Länder und Kommunen – muss in dieser dramatischen Lage endlich mit der nötigen Härte gegenhalten. Der Wohngipfel am Montag im Kanzleramt wird zeigen, ob die Politik verstanden hat.“
Der Staat sei für 37 Prozent der Kosten des Wohnraums verantwortlich, betont Mattner. „Weniger Staat heißt: mehr Freiraum der Immobilienbranche für den schnellen Wohnungsbau, der jetzt dringender ist denn je.“ Es gehe um finanziellen und planerischen Spielraum. „Mit der Degressiven Afa, günstigeren KfW-Krediten und einer Senkung der Grunderwerbsteuer auch für Mietwohnungsbau wäre da einiges zu machen. Außerdem können wir uns derzeit einen Effizienzstandard EH 40 nicht ansatzweise leisten."
Die Zahlen im Einzelnen: Das Immobilienklima steckt weiter im Negativen, so das Ergebnis der Herbstbefragung der Immobilienunternehmen 2023 im Rahmen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI). Der negative Wert des Immobilienklimas von -4,1 (+0,1 Punkte gegenüber dem Vorquartal) setzt sich zusammen aus einer Einschätzung der Lage von 7,0 (+2,2 Punkte) und der Erwartungen von -14,7 (-1,8 Punkte). Diese Durchschnittswerte, die auf sehr niedrigem Niveau liegen, täuschen jedoch über einige dramatische Veränderungen in Teilen der Branche hinweg. Während etwa Bestandshalter von Wohn- und Bürogebäuden ihre Lage etwas besser als im Vorquartal einschätzen, ist die Stimmung in der Projektentwicklung massiv eingebrochen.
Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte beim IW Köln, kommentiert die Ergebnisse so: „Die dramatische Entwicklung in der Projektentwicklung ist dabei nicht nur für die Immobilienwirtschaft besorgniserregend, sondern auch für die Gesamtwirtschaft. Die zurückgehende Bautätigkeit und die steigenden Insolvenzen in der Projektentwicklung stehen diametral zu den zunehmenden Baubedarfen. Abgebaute Bau-Kapazitäten könnten den Mangel an Bautätigkeit über Jahre verfestigen.“ (DFPA/ljh)
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) mit Sitz in Berlin ist eine Interessenvertretung der deutschen Immobilienwirtschaft. Er hat die Verbesserung des wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und politischen Umfelds der Immobilienbranche zum Ziel. Als Unternehmer- und Verbändeverband sind im Jahr 2006 gegründeten ZIA 33 Mitgliedsverbände zusammengeschlossen.