Geschlossene Flugzeugfonds – Quo fugis A380?
In den vergangenen zehn Jahren haben deutsche Anleger mehr als 1,6 Milliarden Euro in 20 Geschlossene A380-Fonds investiert. In Kürze laufen die ersten Leasingverträge mit den Airlines aus. Das geht aus einem Report des Analysehauses Scope hervor. „Im Vergleich zu der Rolle, die der A380 im globalen Fluggeschäft spielt, sind deutsche Anleger in diesen Flugzeugtyp überallokiert“, sagt Frank Netscher, Senior Analyst bei Scope und Autor des Reports. Nun stelle sich die Frage, ob das größte Passagierflugzeug der Welt ein gutes Investment war und sich der Fokus auf den A380 für deutsche Anleger auszahlt. „Da in Kürze die ersten Leasingverträge auslaufen, werden wir eine Antwort auf diese Frage erhalten“, so Netscher.
Sämtliche Fonds haben den A380 an große und etablierte Airlines wie Air France, Emirates und Singapore Airlines vermietet. Die Leasingverträge sind jeweils über mindestens zehn Jahre geschlossen. Mit dieser Konstruktion sind Anleger bislang gut gefahren. Kein Leasingnehmer ist ausgefallen. Sämtliche Leasingraten wurden gezahlt. Auch für die Restlaufzeit der Leasingverträge sind unter normalen Umständen keine Ausfälle zu erwarten.
Für die Anleger der A380-Fonds bedeutet dies laut Scope, dass sie über zehn Jahre vergleichsweise hohe Ausschüttungen zwischen sieben Prozent und 8,5 Prozent per annum erhalten haben beziehungswiese noch erhalten werden. Damit sei bereits ein Großteil des investierten Kapitals wieder an die Anleger zurückgeflossen.
Neben den laufenden Einnahmen ist die Verwertung des Fondsobjekts die entscheidende Performance-Komponente, so der Report. Die Veräußerung eines gebrauchten Flugzeugs stehe und falle jedoch mit dessen Fungibilität. Die Fungibilität des größten Passagierflugzeugs werde durch einen wesentlichen Aspekt eingeschränkt: Es kommen nur wenige Airlines als Käufer in Frage. Denn bislang nutzen überhaupt nur 13 Airlines den A380 und verfügen über Personal zum Betrieb dieses Flugzeugtyps. Ob künftig weitere Airlines den Betrieb aufnehmen, ist Scope zufolge noch ungewiss.
Eine Indikation zu den Aussichten der A380-Fonds sind die 475 öffentlichen Umsätze, die seit 2009 an der Fondsbörse Deutschland vollzogen wurden: Der durchschnittliche Vermittlungskurs lag in den Jahren 2009 bis 2012 noch bei rund 80 Prozent des Nominalwertes. 2016 sank er auf 66 Prozent Prozent und liegt in diesem Jahr bei bislang knapp über 50 Prozent. Das bedeutet, dass zahlreiche Investoren die wirtschaftlichen Perspektiven des A380 nach Ablauf der üblicherweise zehnjährigen Leasingdauer als unsicher beziehungsweise negativ einstufen.
Das Fazit des Scope-Reports: Bislang konnte der A380 die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Die Marktakzeptanz dieses Modells ist derzeit geringer als prognostiziert. Es ist daher wahrscheinlich, dass die prospektierten Renditeziele der A380-Fonds nicht erreicht werden. Dennoch: Berücksichtigt man die bisher getätigten Ausschüttungen, werden Anleger auch bei unterhalb der Erwartung liegenden Verwertungserlösen für den A380 aller Voraussicht nach keine Verluste erleiden. Selbst bei einem Verkauf des Flugzeugs zu beispielsweise nur 50 Prozent des Neupreises ist eine positive Gesamtverzinsung auf das eingesetzte Kapital der Anleger sehr wahrscheinlich.
Quelle: Pressemitteilung Scope
Die Scope Analysis GmbH ist Teil der Scope Group, mit Sitz in Berlin. Die Scope Analysis GmbH ist spezialisiert auf die Analyse und Bewertung von Asset-Management-Gesellschaften, Investmentzertifikaten sowie Mutual Funds und Alternativen Investmentfonds aus den Bereichen Immobilien, Schiff- und Luftfahrt, erneuerbare Energien und Infrastruktur. (JF1)