Geschlossene Publikumsfonds - Angebotsvolumen und Platzierungszahlen 2022
Die Ratingagentur Scope hat untersucht, wie sich der Markt für geschlossene alternative Investmentfonds (AIF) für Privatanleger im vergangenen Jahr entwickelt hat. Ausgewertet wurden sowohl die Emissionszahlen 2022 (Neuangebot) als auch die Zahlen zum platzierten Eigenkapital.
Das prospektierte Angebotsvolumen 2022 lag bei 1,26 Milliarden Euro (plus 491 Millionen Euro oder 64 Prozent gegenüber 2021). Damit wurde der höchste Stand der vergangenen sechs Jahre erreicht. Hauptgrund für das hohe Angebotsvolumen sind laut Scope mehrere großvolumige Fonds: 2022 kamen vier AIF auf den Markt, deren prospektiertes Eigenkapital jeweils über der Marke von 100 Millionen Euro lag. Diese vier Fonds sind für 54 Prozent des Angebotsvolumens verantwortlich. Insgesamt wurden 21 Publikums-AIF von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zum Vertrieb zugelassen, drei Fonds weniger als 2021. Drei Viertel des Neuangebots (950 Millionen Euro) entfallen auf die Anlageklasse Immobilien.
Zum Neuangebot 2022 gehören acht Fonds, die nachhaltig investieren: sechs gemäß Artikel-8 und zwei gemäß Artikel-9 der EU-Offenlegungsverordnung. Mit insgesamt 742 Millionen Euro machen sie 59 Prozent des prospektierten Eigenkapitals aus.
Das Kapital, das Anleger 2022 in geschlossene Fonds investiert haben, lag bei 1,19 Milliarden Euro (2021: 1,29 Milliarden Euro).
Die drei platzierungsstärksten Anbieter 2022 DF Deutsche Finance (328 Millionen Euro), Wealthcap (149 Millionen Euro) und Primus Valor (82 Millionen Euro) kommen auf einen Marktanteil von 47 Prozent. Der platzierungsstärkste Anbieter DF Deutsche Finance stellte rund 28 Prozent des gesamten Platzierungsvolumens 2022 mit vier Fonds.
Wie bei den Neuemissionen dominiert auch beim Platzierungsvolumen die Assetklasse Immobilien. Sie konnte mit 829 Millionen Euro rund 70 Prozent des 2022 platzierten Eigenkapitals auf sich vereinen. Die Plätze zwei und drei belegen das Segment Private Equity mit 248 Millionen Euro (rund 21 Prozent) und Erneuerbare Energien mit 56 Millionen Euro (rund fünf Prozent).
Für das Jahr 2023 erwartet Scope eine Reduzierung der Emissionsaktivitäten der geschlossenen Publikums-AIF auf wieder unter eine Milliarde Euro. Maßgeblich für die künftige Entwicklung werden die Folgen des Krieges in Europa, das hohe Zinsniveau, die Inflation und die Energiekrise sein. Gerade bei langfristigen Anlagen in illiquide Vermögenswerte, für deren Entwicklung aktuell hohe Unsicherheiten bestehen, kann sich dies auf das Angebotsvolumen und vor allem auf die Angebots-zusammensetzung negativ auswirken.
Hinsichtlich des Platzierungsvolumens 2023 rechnet Scope mit einem Niveau deutlich unter dem des Jahres 2022. Dies begründet sich vor allem in der Unsicherheit auf den Immobilienmärkten, den deutlich gestiegenen Finanzierungskosten für die Fonds, die oftmals Fremdkapitalquoten von 50 Prozent oder mehr aufweisen, und der Zurückhaltung von privaten Anlegern im Allgemeinen. Insbesondere die deutlich gestiegene Attraktivität von alternativen Anlagen wie Festgeld oder Anleihen wird dem Langfristinvestment des geschlossenen Fonds mit seiner begrenzten Renditeerwartung für 2023 den Rang ablaufen. (DFPA/JF1)
Die Scope Group ist ein Anbieter von unabhängigen Kreditratings, ESG- und Fondsanalysen. Es werden mehr als 250 Mitarbeiter in Büros in Berlin, Frankfurt, Hamburg, London, Madrid, Mailand, Oslo und Paris beschäftigt.