Gründung des VKS: "Wir wollen ein Mitmach-Verband sein"
„Ganz neu, ganz anders, zum Anfassen und mitmachen“. Diese Begriffe umreißen das Credo des neuen, vor Kurzem gegründeten Verbandes der Kapitalverwaltungsgesellschaften und Sachwertanbieter (VKS). Der VKS hielt seine konstituierende Sitzung am 25. Oktober in Hamburg ab. Gastgeberin war das Gründungsmitglied HKA Hanseatische Kapitalverwaltung AG. EXXECNEWS-Herausgeber Dr. Dieter E. Jansen fast in Ausgabe 23/2019 die Veranstaltung zusammen.
Insgesamt 25 angemeldete Teilnehmer, weit mehr als Gründungsmitglieder, konnte der erste Vorsitzende des VKS, Klaus Wolfermann (PI Gruppe), begrüßen. Unter den Anwesenden waren renommierte Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Vertreter von Kapitalverwaltungsgesellschaften, die noch nicht Verbandsmitglieder waren, sowie Chefs von Sachwertanbietern nach Vermögensanlagengesetz. Wolfermann, selbst Chef eines Anlageanbieters und einer Kapitalverwaltungsgesellschaft, umriss in seiner Präsentation des Verbandskonzepts die täglichen Probleme der KVGen, die durch gemeinsames Besprechen und Bearbeiten besser zu lösen seien. Das sind unter anderem diese: Der noch unter früheren Schwierigkeiten leidende Ruf seiner Branche, die durch das inzwischen (seit 2013) in Kraft getretene Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) den Investmentfonds regulativ gleichgestellt ist, aber diese Gleichstellung hat den Markt noch nicht komplett durchdrungen. Die Branchenreputation könnte besser sein. Dann sind da die Probleme mit den Behörden, wenn es um die Zulassung neuer Anlageprodukte geht.
Kleinere KVGen entfalten keine vergleichbare Durchschlagskraft ihrer Argumente bei der Finanzaufsicht, wie es die Argumente großer Finanzkonzerne können. Die Kosten der Projektierung und der Einholung von Rechtsmeinungen, wenn es um die Interpretation der neuen KAGB-Regulierungen geht, sind für kleinere KVGen schwere, weil teureBürden. Die Bündelung gleicher Interessen bei der Prospektierung und bei der Außendarstellung macht Sinn, so Wolfermann. „Aber es gibt doch schon Branchenverbände“, stellte ein Teilnehmer fest. „Richtig“, so Wolfermann, „aber diese werden von den großen Emittenten am Markt dominiert, dort dringen wir nicht durch.“ Es ergab sich eine intensive Diskussion darüber, wie der neue Verband, der sich eher als Mittelstandsgruppierung der KVGen versteht, denn als Alternative zu den großen Verbänden, dieses Problem lösen könne. Wolfermann und die Anwesenden hatten die Lösung parat: Zusammenarbeit mit den etablierten Verbänden. Jörg Busboom (Ökorenta) wollte wissen, ob die Mitgliedschaft im VKS nur KVGen vorbehalten sei. Wolfermann betonte, dass es das erklärte Ziel des VKS sei, dass KVGen und Sachwertanbieter gemeinsam in diesem Verband aktiv sein sollten. Die Begründung dafür gab Rechtsanwalt Dr. Matthias Gündel (GK-law): „Es ist sinnvoll, dass KVGen und Emittenten nach Vermögensanlagengesetz zusammenarbeiten, denn Anleger wollen nicht nach dem Kriterium Rechtsform eine Beteiligung zeichnen, sondern nach der Qualität und nach den Chancen entscheiden“. Ein Teilnehmer ergänzte, dass daneben auch Vertriebsinteressen im VKS zu Wort kommen sollten. Diese Meinung traf auf breite Zustimmung. „Ohne Vertriebe sind wir alle nichts!“ Das war Konsens. Wolfermann ging die Liste durch, die sich Vorstand und Gründungsmitglieder als „To-do“ vorgenommen haben:
- Zeichnungsscheine: warum muss jede KVG diesen neu erfinden?
- Digitalisierung im Vertrieb: wann und wie kommt das?
- Produktinformationen: wie sehen diese optimal aus?
- Ex-ante-/Ex-post-Informationen: wie macht man diese bestmöglich?
- Definition von Produktkosten/ Dienstleistungskosten?
- Online-Schulungen des Vertriebes: wie informiert die KVG den Vertrieb perfekt? Weitere Stichworte: Plausibilitätsprüfung, Review-Listen, Checklisten und sehr vieles andere mehr.
Rechtsanwalt Prof. Dr. Thomas Zacher (Zacher & Partner) empfahl dem Verband zu agieren, nicht nur zu reagieren und Standards vorzulegen. Wenn sich alle auf diese Standardlösungen einigen, bevor eine Meinung von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingeholt wurde, dann könnte am Ende auch die Ba-Fin damit leben.
Andre Wreth (Solvium Capital) empfahl mittels Öffentlichkeitsarbeit bei neuen Gesetzen oder auftauchenden Problem schnell eine Verbandsmeinung des VKS zu publizieren. Er warnte: Nicht die Vertriebe verunsichern. Gündel rät dazu, Probleme im Vorfeld zu identifizieren und frühzeitig eine VKS-Meinung dazu zu bilden. Wolfermann zog am Schluss der Veranstaltung das Fazit: Unabhängig von den vielen Aufgaben, die der Verband lösen sollte und könnte, und allein die Tatsache, dass alle Mitglieder des Verbandes sich regelmäßig treffen und austauschen können, ist es bereits wert, dass der Verband gegründet wurde. „Diese Vorstandsaufgabe könnte zu einem Fulltime-Job für mich werden, das aber schaffe ich nicht, deshalb brauchen wir nicht nur viele Mitmacher im Verband, aber auch die Medien, um unsere Erfolge zu verbreiten.“