Offene Immobilienfonds: Liquiditätsquoten auf hohem Niveau
Die Ratingagentur Scope hat die Mittelzuflüsse und Liquiditätsquoten von 20 offenen Immobilien-Publikumsfonds zum Stand 31. Dezember 2019 im Detail untersucht. Die betrachteten Fonds verwalten rund 100 Milliarden Euro. Das Ergebnis: Trotz hoher Netto-Mittelzuflüsse von rund zehn Milliarden Euro im Jahr 2019 hat sich die durchschnittliche nach Fondsvermögen gewichtete Liquiditätsquote kaum verändert. Sie betrug zum Ende des vergangenen Jahres 20,2 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es 20,3 Prozent.
Offene Immobilienfonds genossen bei deutschen Anlegern im Niedrigzinsumfeld weiter hohe Attraktivität. Die durchschnittliche Performance der Fonds betrug im vergangenen Jahr 3,1 Prozent – und damit lag sie deutlich über dem Niveau, das sich mit Staatsanleihen oder Termingeldern erzielen lässt, so Scope. Diese relative Attraktivität war ein wesentlicher Grund für die hohen Zuflüsse, die sich im Jahr 2019 für sämtliche aktiven offenen Immobilienfonds mit netto 10,3 Milliarden Euro auf einem deutlich höheren Niveau als in den Vorjahren (2018: 6,4 Milliarden Euro; 2017: 6,6 Milliarden Euro) befanden.
Für Manager offener Immobilienfonds war es in den vergangenen Jahren eine Herausforderung, die Liquiditätsquoten nicht zu stark anschwellen zu lassen. Dies ist ihnen im vergangenen Jahr auch gelungen. Ende 2019 betrug die Liquiditätsausstattung der Fonds im gewichteten Durchschnitt rund 20 Prozent. Das ist nahezu das gleiche Niveau wie zum Ende des Vorjahres. Auch in den vergangenen von der Corona-Krise dominierten Wochen gab es nach Angaben der Asset Manager bisher keine außergewöhnlichen Mittelabflüsse. Zahlreiche Fonds haben selbst in den vergangenen Wochen Netto-Mittelzuflüsse erzielt (Stand: 17. März 2020).
Ein wesentlicher Grund dafür ist die mit dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) im Jahr 2013 eingeführte Mindesthaltedauer von zwei Jahren und die einjährige Kündigungsfrist. Fonds, die ab 2013 aufgelegt wurden, haben ausschließlich Anleger, die diesen gesetzlichen Regelungen unterliegen. Und auch die älteren Fonds haben mittlerweile fast alle zu mehr als 50 Prozent Anleger, die diesen Regelungen unterworfen sind. (Hinweis: Anleger, die vor dem 22. Juli 2013 in offene Immobilienfonds investierten, können bis zu 30.000 Euro pro Halbjahr ohne Fristen abziehen.)
Ein weiterer Grund für die Stabilität der Mittelbewegungen: Der Anteilwert offener Immobilienfonds reagiert deutlich weniger volatil als zum Beispiel die Kurse von Aktienanlagen. Für diese Stabilität ist unter anderem die konservative Bewertungspraxis der deutschen Immobiliengutachter verantwortlich. Sie stellt auf nachhaltig erzielbare Werte ab und glätte damit Marktausschläge nach oben und unten.
Ausblick: In den ersten zwei Monaten dieses Jahres haben die Fonds, die überhaupt Anlegergelder annehmen, erneut enorme Mittelzuflüsse erhalten. In den vergangenen Wochen haben sich die Mittelzuflüsse jedoch reduziert. Diese Verlangsamung der Zuflüsse wird sich nach Ansicht von Scope in den folgenden Monaten fortsetzen. In Anbetracht der massiven Cash-Positionen der meisten Fonds sind Liquiditätsprobleme kurzfristig aber nicht zu erwarten. Allerdings werden sich die Fondsmanager nach Einschätzung von Scope bei Investitionen in neue Objekte vorerst zurückhalten. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Scope
Die Scope Analysis GmbH ist Teil der Scope Group, mit Sitz in Berlin. Die Scope Analysis GmbH ist spezialisiert auf die Analyse und Bewertung von Asset-Management-Gesellschaften, Zertifikateemittenten sowie Mutual Funds und alternativen Investmentfonds aus den Bereichen Immobilien, Schiff- und Luftfahrt, erneuerbare Energien und Infrastruktur.