Analyse: Garantielast der Lebensversicherer 2019 gestiegen
Die Garantieanforderungen der 82 deutschen Lebensversicherer sind um 18 Prozent gestiegen. Diese erfüllt die Branche stabil. Dass hier aber bereits im Vorfeld der Covis-19-Krise wenig Puffer existieren, zeigt der Blick auf einzelne Unternehmen. Das geht aus einer Analyse von Policen Direkt der aktuell veröffentlichten Zahlen zur Mindestzuführungsverordnung (MindZV) hervor. Das Unternehmen ist Anbieter im Zweitmarkt für Lebensversicherungen.
Die relevante Finanzstärke als Quote aus den Kapitalerträgen im Verhältnis zu den Aufwendungen für den Rechnungszins ist im Marktschnitt mit 114,41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (114,03 Prozent) stabil. Da sich der Rechnungszins – in dieser Kennzahl spiegeln sich die Garantieanforderungen inklusive der Aufwendungen für die Zinszusatzreserve wider – erhöht hat, mussten die betroffenen Unternehmen dafür die Erträge aus den Kapitalanlagen erhöhen. Im Jahr davor hatte es eine Reform der Zinszusatzreserve gegeben und die Garantieanforderungen waren um 24 Prozent gesunken.
„Beim Blick auf die einzelnen Unternehmen zeigt sich, dass fast die Hälfte der Unternehmen auf Sicht fährt. Sie erfüllen die Anforderungen nur äußerst knapp“, erklärt Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV). „Die Branche hat bereits im Vorfeld der Covid-19-Krise um Stabilität gekämpft.“ Bei 24 von 82 Lebensversicherern reichen die 2019 (2018: 30) erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht aus, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Aus der Einzelbetrachtung ergebe sich, dass es sich nicht immer dieselben Unternehmen handelt, bei denen die Finanzstärke unter hundert Prozent liegt. Diese müssen dann dafür Erträge aus Risiko und Verwaltung in die Rechnung einbeziehen müssen. „Auf den ersten Blick ist das eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr und damit eine gute Nachricht“, erklärt Kühl. „Die Spielräume sind allerdings unverändert eng geblieben.“ Bei insgesamt 40 Gesellschaften (2018: 41) liegt diese Kennzahl bei maximal 105 Prozent.
Die Gesamt-Ertragsstärke als eine weitere zentrale Kennzahl aus der Analyse der Pflichtveröffentlichung gemäß §15 MindZV zeigt im Vergleich mit der Finanzstärke an, in welchem Maß eine Quersubventionierung stattfindet. Garantieanforderungen werden so aufgrund der niedrigen Kapitalmarkt-Zinsen durch Risikogewinne gesichert. Auch Biometrie-Versicherer erwirtschaften tendenziell ebenfalls geringere Kapitalerträge und dafür höhere Risikogewinne. Die Gesamt-Ertragsstärke berücksichtigt sämtliche Erträge in der Rechnung und liegt branchenweit bei 140,07 Prozent (2018: 141,75 Prozent). Wie auch im Vorjahr schaffe es ein Versicherer auch mit Verwaltungs- und Risikogewinnen nicht, die Anforderungen zu erfüllen. Die Gesamt-Ertragsstärke liegt in diesem Fall unter 100 Prozent als Indiz dafür, dass das betroffene Unternehmen noch deutlicher als andere von der Substanz zehrt.
Weitere Indizien sprechen laut Analyse dafür, dass stabilisierende Maßnahmen in der Branche weiterhin auf der Tagesordnung stehen. Hauptsächlich beobachtet Kühl Konsolidierung auf Produktebene, daneben auch einzelne Unternehmenszusammenschlüsse. Traditionelle Garantien spielten dabei kaum eine Rolle mehr. Die klassische Brutto-Beitragsgarantie falle auf breiter Front. Wenn Lebensversicherer das Risiko damit auf ihre Kunden übertragen, wirke das positiv auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen; angesichts dauerhaft niedriger Zinsen womöglich auch aus Kundensicht mit Blick auf eine künftig weiter auskömmliche und finanzierbare Altersvorsorge. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Policen Direkt
Die Policen Direkt-Gruppe ist Marktführer im Zweitmarkt für Lebensversicherungen und der Anbieter für Investments in deutsche Zweitmarktpolicen. Die Gruppe ist der größte Asset Manager für Zweitmarktpolicen in Deutschland und gleichzeitig größter institutioneller Versicherungsnehmer in der Lebensversicherung. Die Gruppe hat Standorte in Frankfurt, Stuttgart, Limburg, Düsseldorf und London, beschäftigt über alle Gesellschaften 172 Mitarbeiter.