Assekurata-Marktausblick zur Lebensversicherung 2017
Auch im Jahr 2017 steht die Lebensversicherungsbranche vor großen Herausforderungen. Zu den größten zählen weiterhin Solvency II und das Niedrigzinsumfeld. Doch zunehmend rückt auch das Thema Digitalisierung in den Fokus der Unternehmen. Im Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2017/2018 zeichnet die Rating-Agentur Assekurata ein aktuelles Bild über die Situation und Stimmung unter anderem in der Lebensversicherung.
Das anhaltende Niedrigzinsumfeld zwingt immer mehr Anbieter dazu, der klassischen Lebensversicherung den Rücken zu kehren und sich weniger zinsfordernden Produkten zuzuwenden. So rücken Biometrieprodukte verstärkt in den Fokus, und auch fondsgebundene Policen verzeichnen wieder ein leichtes Wachstum. Nach einem Vertrauensverlust in die Aktienmärkte infolge der Finanzkrise 2008 hatten sich viele Kunden von dieser Altersvorsorgevariante abgewendet. Doch der kontinuierliche Anstieg der Aktienperformance führt auch bei den Versicherungskunden wieder zu einer erhöhten Risikobereitschaft, die sich in der Abkehr von klassischen hin zu (reinen) Fondsprodukten erkennen lässt, wenngleich noch auf zaghaftem Niveau.
Aufgrund der Garantiezinsbelastungen im Niedrigzinsumfeld richtete sich der Fokus vieler Marktakteure bei der Analyse und Interpretation der im Mai erstmals veröffentlichten Berichte zur Solvabilität und Finanzlage (SFCR) vornehmlich auf die Lebensversicherungsunternehmen. „Hier konnten wir insbesondere bei den Solvenzquoten große Unterschiede zwischen den Versicherern feststellen“, so Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Sie verteilen sich im aufsichtsrechtlichen Nachweis zum Stichtag 31. Dezember 2016 von etwas über 100 Prozent bis weit über 1.000 Prozent, dabei liegt der arithmetische Durchschnitt basierend auf den Daten von 81 Unternehmen bei rund 380 Prozent. Ohne Übergangsmaßnahmen geht die Quote um etwa 160 Basispunkte auf rund 220 Prozent zurück.
Doch auch hinsichtlich der Qualität mit Blick auf die Aussagekraft, Verständlichkeit, Lesbarkeit und Fehlerfreiheit weichen die Berichte stark voneinander ab. Somit wird der Ruf nach einer stärkeren inhaltlichen Reglementierung der SFCR-Berichte seitens der Aufsicht lauter, um den Grad der (Experten-)Transparenz zu erhöhen. „Denn Laientransparenz wird sich mit den SFCR-Berichten wegen der hohen Komplexität und Informationsvielfalt des neuen Aufsichtsregimes ohnehin kaum herstellen lassen“, so Will.
Nicht nur das Niedrigzinsumfeld und die zunehmende Regulatorik stellen die Lebensversicherer vor große Herausforderungen. Der technische Fortschritt und die sich verändernden Kundenerwartungen führen dazu, dass die Digitalisierungswelle nun auch die Lebensversicherungsbranche erfasst. Zukünftig gilt das Hauptaugenmerk dort vor allem der Gestaltung der Kundenbeziehung. In diesem Zusammenhang rücken vor allem „Smart Insurance“-Policen, also Tarife, die ein umsichtiges Verhalten des Versicherungsnehmers belohnen, in den Fokus. „Versicherer werden damit künftig nicht nur Risiken besser vorhersagen, sondern auch Kundenbedürfnisse besser ermitteln, so dass Produktinnovationen individueller auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten werden können“, so Stefanie Post, Mitautorin der Studie.
Quelle: Pressemitteilung Assekurata
Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH ist eine Ratingagentur, die sich auf die Qualitätsbeurteilung von Versicherungsunternehmen aus Kundensicht spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1996 gegründet und hat seinen Sitz in Köln. (JF1)