BdV: „Panikmache der Bundesbank geht an Realität vorbei“
Laut einem Diskussionspapier der Deutschen Bundesbank könnten deutsche Lebensversicherer bei Zinsanstieg in Gefahren geraten. Ausschlaggebend wären Kunden, die Verträge kündigen würden, um in besser verzinste Alternativanlagen zu wechseln (DFPA berichtete). Aus Sicht des Bund der Versicherten (BdV) entbehren diese Befürchtungen jeglicher Grundlage: „Diese Studie unterstellt ein Verbraucherverhalten jenseits jeglicher Realität und missachtet zudem einfache Grundregeln der Lebensversicherung“, so Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. So berücksichtige die Studie etwa nicht, dass Stornoabzüge und andere Senkungen der Auszahlbeträge eine Kündigung unattraktiv machen. „Die Studie hat damit höchstens einen akademischen Wert, kann aber keine Grundlage für derartige Panikmache sein“, so Kleinlein.
Auch historische Erfahrungen würden zeigen, dass ein Zinsanstieg keine realistische Gefahr für die Lebensversicherer ist. Laut BdV stiegen in den 80er Jahren die Zinsen sehr deutlich, hatten aber keine damit einhergehende Kündigungswelle zur Folge. „Die Studie unterstellt einen finanzrationalen Kunden. Den gab es weder damals noch heute,“ erklärt Kleinlein. Hintergrund ist, dass kaum ein Verbraucher tatsächlich versteht, wie eine Lebensversicherung funktioniert. „Würden Verbraucher stets so rational handeln wie in der Studie unterstellt, dann gäbe es die Lebensversicherung erst gar nicht“, fasst Kleinlein das Problem zusammen.
Auch haben Versicherte nur eine eingeschränkte Möglichkeit von einem Lebensversicherungsvertrag in eine alternative Anlage zu wechseln. Hohe anfängliche Abschlusskosten, Stornoabzüge und starke Einschränkungen in der Überschussbeteiligung verhindern einen Wechsel von der Lebensversicherung in ein anderes Investment. „Lebensversicherungen sind zu unflexibel um tatsächlich auf Marktänderungen wie einen Zinsanstieg reagieren zu können“, so Kleinlein.
Quelle: Pressemitteilung BdV
Der Bund der Versicherten e.V. (BdV) ist eine unabhängige und gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation. Der Verein wurde 1982 gegründet und zählt mehr als 52.000 Mitglieder. (JF1)