GDV: Sieben Positionen zum Fintech-Aktionsplan der EU
Versicherer werden immer digitaler. Während in der Schaden- und Unfallversicherung im Jahr 2013 nur knapp jedes achte Kundenanliegen von Anfang bis Ende vollautomatisiert bearbeitet werden konnte, ist es heute bereits jedes vierte. Auch in der Lebensversicherung stieg der Anteil der vollautomatisierten Bearbeitung von vier Prozent auf elf Prozent. Durch die gesteigerte Zahl der automatisierten Vorgänge können Anfragen schneller abgeschlossen werden, so meldet der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Dieser Prozess sei längst nicht ausgereizt: Im vergangenen Jahr haben die deutschen Versicherer erstmals mehr Kundenanliegen per E-Mail als via Papierpost erhalten. Im Sinne der Kunden müssten deshalb alle Chancen der Digitalisierung genutzt werden. Mit Insurtechs stehen ganz neue Wettbewerber in den Startlöchern. Sie werden klassische Versicherer nicht verdrängen, können aber laut GDV schnell Marktnischen besetzen. Der Verband fordert einen fairen, wettbewerbsfähigen Rahmen, der genug Raum für Unternehmer- und Pioniergeist schaffe. Denn etliche Versicherer betrieben bereits Innovation Labs, legen Venture Capital Fonds auf oder gründen Start-ups. Deshalb unterstützté der GDV den Aktionsplan der EU-Kommission, mit dem der Standort Europa für Fintechs gestärkt und wettbewerbsfähig erhalten werden soll.
Den deutschen Versicherern komme es vor allem auf sieben Punkte an, darunter ein konsequenter Einsatz des Proportionalitätsprinzips. Eine differenzierte Regulierung muss möglich sein, die risikoärmere Versicherer von Bürokratie entlastet – und damit mehr Ressourcen für Innovationen schafft. Zudem müssten einheitliche Wettbewerbsbedingungen zwischen etablierten Versicherern und Insurtechs sichergestellt werden und Regulierung müsse technologie-neutral erfolgen - die Kommunikation mit Kunden per E-Mail oder über Messenger-Dienste dürfte nicht durch überhöhte datenschutzrechtliche Anforderungen behindert werden.
Gefordert werde auch eine nicht-ausufernde Regulierung, eine Vereinfachung der Regeln für das europäische Cloud-Computing, eine Angleichung der Regeln für Cybersecurity in Europa sowie ein diskriminierungsfreier Zugang zu Daten.
Quelle: „Kolumne Digitalsierung“ des GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 513.000 Mitarbeitern, 435 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,6 Billionen Euro zusammengeschlossen. (mb1)