"Map-Report 924": Solvabilität im Vergleich 2012 bis 2021
Erneut wurden die Lebensversicherer und privaten Krankenversicherer einer Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Solvency-II-Regime unterzogen. Für Versicherungs-Gesellschaften bietet der „Map-Report 924“ eine marktumfassende Übersicht darüber, wie das eigene Unternehmen im Verhältnis zu den Mitbewerbern bedeckt ist. Ebenso für Vermittler, die entscheiden, welche Anbieter für ihre Kunden optimal sind.
Anstelle einer Standardformel dürfen Versicherer auch ein internes, gesellschaftsindividuelles Modell zur Berechnung der SCR-Quote anwenden. Zudem sind Übergangsmaßnahmen sowie Erleichterungen bei den Rückstellungen zulässig. Im Ergebnis können die aufsichtsrechtlich relevanten Solvency-II-Quoten einschließlich aller Übergangsmaßnahmen nicht direkt verglichen werden, denn je nachdem, wie die Quote ermittelt wurde, kann das Ergebnis um mehrere hundert Prozentpunkte abweichen. Der Report trage den verschiedenen Berechnungsformeln Rechnung. Die Solvabilitätsquote wird sowohl mit Volatilitätsanpassung (VA) und Übergangsmaßnahmen (ÜM) als auch ohne jegliche Hilfsmaßnahmen abgebildet.
Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) beläuft sich auf 518,5 Prozent. Im Vergleich zum Jahresende 2020 (381,2 Prozent) ist die Kennzahl damit um rund 137 Prozentpunkte gestiegen. Nicht ganz unbeteiligt dürfte das gegenüber dem Jahr 2020 gestiegene Zinsniveau gewesen sein, das zu einer Reduzierung der Solvenzkapitalanforderungen geführt hat. In diesem Durchschnittswert nicht enthalten sind Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten. Die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern ist dabei noch immer sehr breit. Den höchsten Wert verzeichnete die SV mit einer Quote von 1.125,5 Prozent. Und auch die Provinzial Rheinland (1.014,4 Prozent), LVM (1.005,1 Prozent) sowie R+V (1.002,2 Prozent) notierten über dem Zehnfachen der geforderten Bedeckung. Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen veröffentlichten die Bayerische (244,2 Prozent), Athora (279,2 Prozent) und Hansemerkur (283,4 Prozent). Im vergangenen Jahr lagen die geringsten Bedeckungsquoten noch deutlich unter 200 Prozent.
Marktweit stiegen die Quoten nach Abzug der VA und ÜM ebenfalls deutlich. In der Berechnung ohne Maßnahmen sprang die Solvenzquote des Marktes von 203,9 Prozent im Vorjahr um rund 62 Prozentpunkte auf 264,6 Prozent. Die höchste Quote hatte Europa mit 785,7 Prozent (2020: 807,6 Prozent), gefolgt von der Dialog mit 698,9 Prozent (Vorjahr 811,6 Prozent). Die geringsten Werte verzeichneten die Frankfurt Münchener mit 8,9 Prozent und Landeslebenshilfe mit 19,6 Prozent. Negative Werte wie noch im Jahr 2019 gab es erneut nicht. Neun Lebensversicherer erreichten zum 31. Dezember 2021 die Bedeckungsquote von 100 Prozent nicht. Zum Jahresultimo 2020 waren es noch 17 Gesellschaften, deren Bedeckung unter 100 Prozent lag. Bei der erstmaligen Berichterstattung nach Solvency II zum Jahresende 2016 waren es noch 21 Gesellschaften, denen es nicht gelang eine SCR-Bedeckung von 100 Prozent zu erzielen. Die privaten Krankenversicherer zeigten sich bei ähnlich breiter Streuung der Ergebnisse wie in der Lebensversicherung durchweg solvent. Die Ergebnisse schwanken zwischen 954,7 Prozent (UKV) und 191,0 Prozent (Ergo). Insgesamt hat der Markt die SCR-Bedeckung ohne VA und ÜM von 477,2 Prozent im Jahr 2020 auf 500,3 Prozent im Jahr 2021 erhöht.
In der Lebensversicherung beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge gemäß SFCR-Berichten im Jahr 2021 auf 98,31 Milliarden Euro (Vorjahr 98,65 Milliarden Euro). Das entspricht einem Minus von 0,3 Prozent. 24 Gesellschaften gelang es nicht die Beitragseinnahmen zu steigern, zehn Anbieter lagen mit bis zu zwei Prozent knapp über dem Vorjahresniveau und 40 Versicherer bauten die Beitragseinnahmen zwischen plus drei und über 90 Prozent aus. In absoluten Zahlen baute die R+V die Beitragseinnahmen um 1,08 Milliarden Euro am stärksten aus. (DFPA/mb1)
Die Franke und Bornberg GmbH in Hannover analysiert und bewertet seit 1994 Versicherungsprodukte und -unternehmen. Das Unternehmen hat den „Map-Report“ Anfang 2019 vom „Versicherungsjournal“ übernommen.