"Map-Report Nr. 922": Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2020
Der „Map-Report“ des Analyseunternehmens Franke und Bornberg hat die deutschen Lebensversicherer erneut einer ausführlichen Bilanzanalyse unterzogen. Die Neuauflage der Untersuchung „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2020“ ist eine umfassende Analyse von Bilanzkennzahlen aus den Jahresabschlüssen deutscher Lebensversicherer. Das Ergebnis: Die deutsche Versicherungswirtschaft hat sich während der Krise als weitgehend robust erwiesen. Stabilisierende Wirkung im Versicherungsbestand erzeugten die zahlreichen Hilfen bei Zahlungsschwierigkeiten. Ein nie dagewesener Digitalisierungsschub stellte zudem die Weichen Richtung Zukunft.
Die beste Bewertung im Rating bekam die Allianz, die mit 365 Punkten beziehungsweise 91,25 Prozent der maximal erzielbaren Punkte ein „mmm+“ für exzellente Leistungen erzielte. Die höchste Bewertungsklasse wird ab 80 Prozent beziehungsweise 320 Punkten vergeben. Insgesamt neun Mal wurde die höchste Auszeichnung verliehen. Von den zehn größten Anbietern konnte sich neben der Allianz noch die AXA mit 81,25 Prozent in der Spitzengruppe platzieren. Zu den weiteren Siegern zählen die Hannoversche (88,00 Prozent), Europa (86,75 Prozent), LV1871 (86,00 Prozent), Condor (85,25 Prozent), Ideal (83,00 Prozent), Ergo Vorsorge (82,00 Prozent) sowie Dialog mit 80,75 Prozent.
Die Swiss Life führt das Feld der mit „mmm“ für hervorragende Leistungen bewerteten Unternehmen an und verfehlte mit 318 Punkten beziehungsweise 79,50 Prozent die höchste Bewertung nur knapp. Neben der Swiss Life gingen noch fünf weitere Versicherer mit einem hervorragenden Ergebnis aus dem Rennen.
„Bei einer nachhaltigen Verunsicherung der Verbraucher hätten die Beitragseinnahmen das Rekordniveau des Vorjahres wohl keinesfalls wiederholen können“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des „Map-Report“. Über die gesamte Branche betrachtet variierten die Ergebnisse jedoch gewaltig. Insgesamt beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge im Jahr 2020 auf 98,61 Milliarden Euro (Vorjahr: 98,27). Das entspricht einem Zuwachs von 0,35 Prozent. 31 Gesellschaften (Vorjahr: 23) gelang es nicht die Beitragseinnahmen zu steigern, sechs Anbieter lagen mit bis zu zwei Prozent knapp über dem Vorjahresniveau und 40 Versicherer bauten die Beitragseinnahmen zwischen plus drei und über 80 Prozent aus.
Relativ betrachtet konnte die HanseMerkur die Beitragseinnahmen um 83,4 Prozent auf 651,3 Millionen Euro am deutlichsten steigern. Dahinter folgen die noch junge und deshalb von niedrigem Ausgangsniveau startende Dortmunder mit einem Wachstum von 45,2 Prozent auf 19,1 Millionen Euro, die MyLife mit einen Plus von 29,1 Prozent auf 219,6 Millionen Euro sowie BL die Bayerische mit einem Zugang von 22,9 Prozent auf 337,8 Millionen Euro. In absoluten Zahlen baute die R+V als Nummer Zwei der Branche die Beitragseinnahmen um 998,7 Millionen Euro am stärksten aus. Der massive Anstieg basiert vor allem auf Einmalbeiträgen, die um 35,8 Prozent auf 3,717 Milliarden Euro zulegten. Den größten absoluten Rückgang – ohne dabei Gesellschaften im Run-Off und eingestelltem Neugeschäft zu berücksichtigen – musste die Allianz mit einem Minus von etwas über einer Milliarde Euro verbuchen. Zu berücksichtigen gilt, dass 2019 ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr für das Stuttgarter Unternehmen war, in dem 68 Prozent des gesamten Beitragswachstums der Branche alleingeschultert wurde.
Das erste Jahr der Corona-Pandemie ging am Neugeschäft nicht spurlos vorbei. Mit 4,61 Millionen verkauften Verträgen in der Hauptversicherung wurden 436.164 Policen weniger als im Vorjahr abgesetzt. Das entspricht einem Minus von 8,6 Prozent (Vorjahr minus 1,0 Prozent). War das Annual Premium Equivalent (APE) im Jahr 2019 trotz des relativ schwachen Neugeschäfts noch positiv, zeigte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr ein anderes Bild. Im Berichtsjahr fiel diese Größe von 9,37 auf 9,30 Milliarden Euro (minus 0,8 Prozent). Die deutlichsten Zugänge gab es bei der HanseMerkur (75,4 Prozent), Dialog (65,9 Prozent), Condor (42,7 Prozent), MyLife (26,2 Prozent) und Bayern-Versicherung (19,9 Prozent). Angetrieben wurde das APE dabei einmal mehr vor allem durch die teils massiv gestiegenen Einmalbeiträge. (DFPA/mb1)
Die Franke und Bornberg GmbH in Hannover analysiert und bewertet seit 1994 Versicherungsprodukte und -unternehmen. Das Unternehmen hat den „Map-Report“ Anfang 2019 vom „Versicherungsjournal“ übernommen.