Marktwächter: „Erhebliche Mängel bei Standmitteilungen von Versicherungen“
Standmitteilungen von Kapitallebensversicherungen gehen oft am Informationsbedarf von Verbrauchern vorbei. Das stellt das Team des Marktwächters Finanzen der Verbraucherzentrale Hamburg in einer aktuellen Untersuchung fest. Demnach erfüllt ein Viertel der untersuchten Standmitteilungen die gesetzlichen Vorgaben nicht vollständig. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat diese Rechtsverstöße nun der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gemeldet.
Die Ergebnisse der Marktwächter-Untersuchung machen deutlich, warum viele Verbraucher mit der Post ihres Versicherers wenig anfangen können. Neben der Tatsache, dass in den Standmitteilungen teilweise nicht einmal die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben vollständig genannt werden - wie beispielsweise die Leistung im Todesfall sowie bei Ablauf zuzüglich der garantierten Überschüsse - nennt kein Versicherer die Summe der insgesamt eingezahlten Beiträge. „Diese Information fehlt in allen untersuchten Standmitteilungen. Unserer Ansicht nach benötigen Verbraucher diese aber, um den Vertrag umfassend beurteilen zu können“, so Sandra Klug, Leiterin des Hamburger Marktwächter-Teams. Außerdem erfahren Verbraucher in drei von vier der untersuchten Standmitteilungen nicht, wie viel sie garantiert ausgezahlt bekommen, wenn sie ihren Vertrag beitragsfrei stellen.
Ein weiteres Problem für Verbraucher sei der Begriffsdschungel: Ein Überschuss wird nicht immer so bezeichnet. In einigen Standmitteilungen heißt er Gewinnguthaben, Bonussumme oder Ansammlungsguthaben. Dies erschwere den Vergleich von Policen verschiedener Anbieter. Selbst für das Wort Standmitteilung finden sich in den Unterlagen 15 zusätzliche Begriffsalternativen, die von Kontoauszug bis Leistungsübersicht reichen.
„Die Informationen in den Standmitteilungen bei Lebensversicherungen sind unzureichend. Verbraucher sollen diese Mitteilungen lesen und auch verstehen können. Damit das gelingt, sollte ein verständlicher Standard für alle Lebensversicherer vorgeschrieben werden, der alle wichtigen Informationen, wie den derzeitigen Versicherungsbeitrag, die insgesamt eingezahlten Beiträge und die garantierte Leistung umfasst“, fordert Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim vzbv.
Im Zeitraum Juni 2015 bis Februar 2016 erhielt das Hamburger Marktwächter-Team Standmitteilungen zu rund 900 Verträgen von Verbrauchern aus Beratungsgesprächen oder direkt per Post. Insgesamt hat das Team dadurch von 48 der rund 90 Lebensversicherer in Deutschland mindestens eine Standmitteilung erhalten und ausgewertet. Diese Gesellschaften vereinen 89 Prozent des gesamten Bruttoumsatzes der Branche.
Quelle: Pressemitteilung Marktwächter Finanzen
Der „Marktwächter Finanzen“ ist ein Frühwarnsystem, mit dem der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen den Finanzmarkt aus Perspektive der Verbraucher beobachten und analysieren. Grundlage für diese Arbeit sind Verbraucherbeschwerden und empirische Untersuchungen. Der Marktwächter Finanzen wird bis Ende 2017 mit rund 12,4 Millionen Euro gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV). (JF1)