Neuer "Map-Report": Klassik im Vergleich
Klassische Lebens- und Rentenversicherungen waren hierzulande jahrzehntelang sehr beliebt. Sie standen für Sicherheit und verlässliche Rendite. Doch die Beliebtheit hat gelitten – nicht nur unter Verbrauchern, sondern vor allem bei der Assekuranz. Für diese geht es heute in erster Linie darum, wie teuer die alten Garantien im Bestand sind und in welcher Höhe die erforderlichen Zuführungen zur Zinszusatzreserve ihre Ergebnisse belasten. Seit fast 30 Jahren untersucht der „Map-Report“ Kapitallebensversicherungen und Rententarife. Aber noch nie haben sich so wenige Versicherer aus der Deckung gewagt und Daten beigesteuert wie für den diesjährigen „Map-Report“ (Nr. 908“) des Analysehauses Franke und Bornberg. Nur 19 Gesellschaften stehen zu ihrem Bestand und legen Vergangenheitswerte offen.
Dabei muss sich die Assekuranz mit ihren Leistungen eigentlich nicht verstecken, erläutert Reinhard Klages, Chefredakteur des „Map-Report“: „Schon seit 2009 dümpelt der EZB-Leitzins, abgesehen von einem kurzen Intermezzo, bei einem Prozent oder weniger. Im Vergleich dazu haben sich Kapitalversicherungen wacker geschlagen und immer noch ordentliche Renditen abgeliefert.“ Die tatsächlichen Leistungen der teilnehmenden Gesellschaften stützten die Aussage: Ein 63jähriger Mann, der 1999 in eine sofortbeginnende Rentenversicherung mit dynamischem Überschusssystem 50.000 Euro eingezahlt hat, erhält seit Januar 2019 eine Monatsrente von durchschnittlich 318 Euro. Ursprünglich garantiert waren 272 Euro. Nach 13 Jahren und zehn Monaten, also im Oktober 2012, kam der Vertrag aus Kundensicht ins Verdienen; die Summe der Rentenzahlungen überstieg erstmals den Einmalbeitrag. In den 20 Jahren seit Rentenbeginn haben sich die Rentenzahlungen auf insgesamt 73.902 Euro summiert. Die Debeka erreichte als einzige Gesellschaft mehr als 80.000 Euro (Rentensumme 80.785 Euro). Für eine aufgeschobene Rentenversicherung mit zwölf Jahren Aufschubzeit beträgt die Kapitalabfindung zum 1. Januar 2019 im Musterfall durchschnittlich 16.640 Euro. Das ergibt bei 14.400 Euro Einzahlung eine Beitragsrendite von 2,21 Prozent. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren hat der Kunde 24.000 Euro eingezahlt. Ausbezahlt bekam er im Durchschnitt der teilnehmenden Versicherer 35.481 Euro (Rendite 3,59 Prozent).
Wer in den vergangenen 30 Jahren jährlich 1.200 Euro in seine kapitalbildende Lebensversicherung eingezahlte, hat insgesamt 36.000 investiert. Dafür konnte er im Beispielfall zur Fälligkeit am Jahresende 2018 durchschnittlich mit einer Ablaufleistung von 71.937 Euro und einer Beitragsrendite von 4,16 Prozent rechnen. Sein eingesetztes Kapital hat sich fast verdoppelt. Die höchste Ablaufleistung meldete die Debeka mit 84.113 Euro bei einer Rendite von 5,03 Prozent.
Von 2007 bis 2018 ist die durchschnittliche Ablaufleistung für 30-jährige Verträge von 92.343 Euro auf 71.937 Euro gefallen (minus 1,50 Prozentpunkte). Über die Laufzeit von 20 Jahren lag die Auszahlung im Jahr 2007 noch bei 42.331 Euro und ist damit inzwischen um 7.115 Euro beziehungsweise 1,62 Prozentpunkte geschrumpft. Der Kurzläufer über zwölf Jahre Laufzeit erzielte mit 18.797 Euro Ende 2018 im Schnitt 2.245 Euro weniger als zum Jahresultimo 2007. Das entspricht einem Rückgang der Beitragsrendite um 2,23 Prozentpunkte.
Im Beispielvertrag mit einer Einmalzahlung von 50.000 Euro erbringt Mylife zum Rentenbeginn am 1. Mai 2019 mit 157,43 Euro die höchste Monatsrente. Allerdings zahlen Kunden dort meist ein separates Vermittlungsentgelt, während die Abschlusskosten bei den anderen Gesellschaften Bestandteil der Beitragskalkulation sind. Im Durchschnitt der 19 Teilnehmer beträgt die monatliche Rente zum Rentenbeginn 147,21 Euro. Insgesamt liegen die Rentenzahlungen sehr dicht beieinander. Nach 20-jähriger Rentenzahlung erreicht die illustrierte monatliche Rente durchschnittlich 199,18 Euro. Das sind pro Monat knapp 120 Euro weniger als bei dem 1999 abgeschlossenen Vertrag. Dort schlagen neben dem Zinsniveau auch die aktuellen Sterbetafeln mit höherer Lebenserwartung zu Buche.
Trotz der übersichtlichen Teilnehmerzahl müssten die Ergebnisse aus den Hochrechnungen insbesondere bei Aufschubrenten sehr differenziert betrachtet werden. Gerade Indexpolicen mit schwankenden hochgerechneten Ergebnissen verzerrten das Bild. So reicht die Spanne der Monatsrente zum Rentenbeginn im April 2054 von 92,50 Euro bis 296,35 Euro. Bei dem klassischen Garantiemodell illustriert die Europa nach 35 Jahren Laufzeit mit 241 Euro die höchste Monatsrente. Das gilt auch für die hochrechnete Kapitalabfindung von 80.530 Euro. Bei den Garantien liegt die Europa mit einer monatlichen Rente von 144,39 Euro und einer Kapitalabfindung von 48.172 Euro ebenfalls vor den Mitbewerbern.
Quelle: Pressemitteilung Franke und Bornberg
Die Franke und Bornberg GmbH in Hannover analysiert und bewertet seit 1994 Versicherungsprodukte und -unternehmen. Das Unternehmen hat den „Map-Report“ Anfang 2019 vom „Versicherungsjournal“ übernommen. (mb1)