Studie: Covid-19 forciert Digitalisierung des Versicherungsvertriebs
Europas Topversicherer spüren die Folgen der Pandemie. Verzeichneten sie vor der Krise ein Prämienwachstum von durchschnittlich sechs Prozent sowie einen um 25 Prozent höheren Gewinn vor Steuern im Vergleich zum Vorjahr, wird sich die Situation der Assekuranzen im Jahr 2020 merklich verschlechtern. So ist zu erwarten, dass die Gewinne der Versicherungsbranche in diesem Jahr um 30 Prozent zurückgehen werden und sich auch das Wachstum abschwächen wird. Die Halbjahreszahlen der fünf größten Versicherer in Europa geben hierbei den Trend vor. Dennoch ist die Krise bisher nicht existenzbedrohend für die Branche. Das liegt nach Ansicht von Zeb vor allem an der guten, eigenkapitalstarken Verfassung, in der sich Europas Versicherer vor dem Ausbruch der Pandemie befunden haben. Dies sind Ergebnisse der European Insurance Study (EIS) von Zeb. Die Strategie- und Managementberatung hat zum zweiten Mal den Zustand der 25 größten europäischen Versicherungsgruppen untersucht.
Darüber hinaus wurden Daten zum Gesamtmarkt ausgewertet und Wachstumsanalysen von 37 Ländern einbezogen, die Mitglied von „Insurance Europe“ sind, dem Dachverband der europäischen Versicherungsunternehmen. Zehn ausgewählte, besonders wichtige Märkte hat Zeb zudem intensiver untersucht. Im Detail zeige die EIS, dass die 25 größten europäischen Versicherungsgruppen ihre Rendite im Jahr 2019 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich verbessern konnten. So kletterte die Eigenkapitalrendite der europäischen „Top 25“ von 8,6 auf 11,3 Prozent. Das operative Vorsteuerergebnis legte um 25 Prozent zu, nicht zuletzt dank geringer Schadenquoten in der Schaden-/Unfallversicherung.
Für das erste Halbjahr 2020 ergebe sich ein anderer Befund. Eine Analyse der Halbjahresberichte der fünf größten europäischen Versicherer zeigt beispielhaft, wie Covid-19 inzwischen der gesamten Branche zusetzt. Sowohl im Bereich der Lebensversicherung (minus 13 Prozent) als auch im Bereich der Schaden- /Unfallversicherung (minus 36 Prozent) sind die operativen Ergebnisse deutlich geschrumpft. Vor diesem Hintergrund stellten die Niedrigzinsen aus Sicht der Studienautoren in 2019 im Gegensatz zu vielfach geäußerten Vermutungen keine Gefahr für die finanzielle Stabilität der Branche dar. Fast alle Versicherer haben die Solvenzanforderungen der Europäischen Union erfüllt. Die „Top 25“ konnten ihre Solvenzquoten durch eine Erhöhung des Eigenkapitals durchschnittlich von 214 Prozent (2018) auf 219 Prozent (2019) sogar noch steigern.
Dieser positive Trend sei im Covid-19-Jahr 2020 abgebrochen. So sind die durchschnittlichen Solvenzquoten der fünf größten europäischen Versicherer im ersten Halbjahr 2020 um fast 25 Prozent geschrumpft. Ein zentraler Grund dafür sei die Entwicklung an den Finanzmärkten, insbesondere die weiter gefallenen Zinsen. Insgesamt jedoch liegt die Solvenz fast aller Versicherer aktuell auf einem so hohen Niveau, dass die finanzielle Stabilität nach wie vor ungefährdet sei. 2019 konnten die Versicherer auch bei den wichtigen Prämieneinnahmen nach eher wachstumsschwachen Vorjahren zulegen. Gemessen an den Bruttoprämien lag das durchschnittliche Wachstum der „Top 25“ bei sechs Prozent. Parallel sei auch der europäische Gesamtmarkt gewachsen. Diese Entwicklung sei vor allem auf die Bereiche Lebensversicherung (plus sieben Prozent) sowie Schaden-/Unfallversicherung (plus 3,7 Prozent) zurückzuführen. Aktuell ergebe sich ein verändertes Bild. Die „Top 5“ der europäischen Versicherer verzeichneten eine uneinheitliche Entwicklung der Prämieneinnahmen. So ist der Bereich Lebensversicherungen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um zwei Prozent geschrumpft, der Bereich Schaden-/Unfallversicherung dagegen um zwei Prozent gewachsen. Unter dem Strich hätten die Prämieneinnahmen im ersten Halbjahr 2020 stagniert. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung ZEB
Die zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh (ZEB) wurde 1992 gegründet und ist eine Strategie- und Managementberatung für Financial Services in Europa. In Deutschland unterhält ZEB Büros in Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Münster (Hauptsitz).