Versicherer entwickeln sich zu Vorbildern in Sachen Compliance
Eine Studie des Beratungsunternehmens PwC und der Universität Halle-Wittenberg bescheinigt Versicherern eine gute Bilanz in Sachen Compliance. Der Umfrage zu Wirtschaftskriminalität und Compliance in der Versicherungsbranche zufolge haben mittlerweile über 90 Prozent der Versicherer ein Compliance-Management-System eingerichtet, nach nur 48 Prozent gemäß der letzten Befragung im Jahr 2011. Dies liegt deutlich über dem Durchschnitt aller im Rahmen einer branchenübergreifenden Studie im Jahr 2013 befragten Unternehmen, bei der 74 Prozent aller Unternehmen angegeben haben, über ein solches System zu verfügen.
Handlungsbedarf besteht allerdings im Bereich der wettbewerbswidrigen Absprachen. Wie die Umfrage zeigt, sind spezielle kartellrechtliche Compliance-Programme auch bei Versicherern kaum verbreitet. Nur 30 Prozent aller Befragten verfügen hierüber, obwohl das Bundeskartellamt im Jahr 2005 wegen Kartellabsprachen hohe Bußgelder gegen Industrieversicherer verhängt hatte. Auch schätzt jeder vierte Versicherer den Umsatzanteil, der auf wettbewerbswidrigen Absprachen beruht, in der eigenen Branche auf zehn bis 19 Prozent.
Besser aufgestellt ist die Versicherungsbranche bei der Bekämpfung von Korruption. Knapp zwei Drittel der Befragten haben als Teil der Compliance ein Antikorruptionsprogramm eingeführt. Die Erfolge zeigen sich in einem kontinuierlichen Rückgang von Korruptionsdelikten. Gleichwohl ist auch hier von einem weiterhin hohen Dunkelfeld auszugehen. So berichteten 16 Prozent der Versicherer über einen Verdachtsfall – ein Wert, der dem branchenübergreifenden Durchschnitt entspricht. Auch meinten 21 Prozent der Versicherer, dass sie infolge von Korruption eines Wettbewerbers eine Geschäftsmöglichkeit verloren haben; damit liegt die Versicherungsbranche nur unwesentlich unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt (26 Prozent).
Überdies dominieren im Bereich Wirtschaftskriminalität weiterhin Fälle von Vermögensdelikten. Auch die hiermit einhergehenden Reputationsschäden, die gerade die Versicherungsbranche besonders empfindlich treffen, haben seit der letzten Befragung 2011 erheblich zugenommen. Deutlich häufiger als die Unternehmen aller Branchen berichteten die Versicherer zudem über den Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten. Sie verzeichnen zudem einen signifikanten Anstieg der bekannt gewordenen Fälle im Bereich der Geldwäsche.
Quelle: Pressemitteilung PwC
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