Versicherungsvertrieb: Technische Veränderungen haben großen Einfluss
Die Stimmung innerhalb der Versicherungsvertriebe hat sich gegenüber 2015 kaum verändert. Niedrigzinsphase, rückläufiges Vergütungsniveau, fortschreitende Marktregulierung und drohender Wettbewerb aus der digitalen Welt machen der Branche weiterhin zu schaffen und sorgen für anhaltenden Diskussions- und Orientierungsbedarf. Eine Entspannung zeichnet sich nicht ab, wie Assekurata in einem Marktausblick zu den Versicherungsvertrieben feststellte.
Die zunehmenden Diskussionen um die Zukunft der so genannten Insurtechs (Unternehmen, die sich mit Versicherungstechnologie beschäftigen) und die daraus resultierenden Effekte auf die herkömmlichen Vertriebsmodelle zeigten Wirkung. Dies spiegele sich in der Einschätzung zur Geschäftsentwicklung wider, welche unter rund 3.000 Vermittlern erhoben wurde. Hatten vor einem Jahr noch 22 Prozent der Befragten die fortschreitenden technischen Veränderungen als stärksten Einflussfaktor für die Geschäftsentwicklung gesehen, hat sich der Anteil innerhalb von zwölf Monaten mit 44 Prozent knapp verdoppelt.
Wenngleich Untersuchungen zeigen, dass die Marktrelevanz dieser Insurtechs gegenwärtig überschaubar ist, dürfte ihre Bedeutung mittelfristig zunehmen. „Berater werden sich künftig den Markt mit den digitalen Wettbewerbern teilen und ihre Geschäftsmodelle hier anpassen müssen, sei es in Gestalt des reinen Online-Maklers oder in Form von hybriden Geschäftsmodellen, die sich aktuell bereits abzeichnen“, ist Markus Kruse, Geschäftsführer der Assekurata Solutions und Autor des Marktausblicks, überzeugt. Produktseitig trübt sich die Stimmung im Vertrieb weiter ein, insbesondere im Hinblick auf die Geschäftslage im Segment der konventionellen Lebensversicherung. Lag der diesbezügliche Saldo aus den Antwortkategorien gut und schlecht im Vorjahr noch bei minus 61,5, steht er mittlerweile bei minus 67,7. Im Zuge der Niedrigzinsphase ist die laufende Überschussbeteiligung mittlerweile auf den historisch niedrigsten Wert von durchschnittlich 2,86 Prozent gesunken, was an der Attraktivität des einstmals liebsten Vorsorgeprodukts der Deutschen weiter zehrt. Und auch der Garantiezins, der im kommenden Jahr auf 0,9 Prozent sinkt, verliere in der Beratung immer mehr an Reiz. Da verwundert es nicht, dass über drei Viertel der befragten Vermittler die klassische Lebensversicherung als Auslaufmodell bezeichnen.
Der Hauptteil der Lebensversicherer begegne diesem Attraktivitätsverlust, indem er modifizierte kapitalmarktnähere Produkte lanciert. „Allerdings erhöht sich hierdurch neben der Vielfalt auch die Komplexität in der Altersvorsorgeberatung“, erklärt Kruse. „Die Marktsituation bleibt also auch 2016 für die Vermittler schwierig, so dass wir auf der Ertragsseite mit weiter sinkenden Margen rechnen“, prognostiziert Kruse. „Das gegenwärtige Provisionsniveau wird infolge des Lebensversicherungs-Reformgesetzes in einer zweiten Anpassungswelle weiter abnehmen.“ Zwar abgeschwächt durch ein ohnehin geringes Vertriebspotenzial in der Lebensversicherung, werde es im Ergebnis aber dennoch im Deckungsbeitrag der Vermittler messbar sein. „Es dürfte recht anspruchsvoll werden, dies über eine Ausweitung der Produktion, sei es durch höhere Produktivität oder die Ausweitung der Beratungskapazitäten, zu kompensieren.“
Quelle: Pressemitteilung Assekurata
Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH ist eine Ratingagentur, die sich auf die Qualitätsbeurteilung von Versicherungsunternehmen aus Kundensicht spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1996 gegründet und hat seinen Sitz in Köln. (mb1)