Versicherungswirtschaft: "20 bis 30 Billionen US-Dollar für den Klimawandel"
Die Versicherungswirtschaft hat es in der Hand. Wie keine andere Branche können die Versicherer die Klimaziele des Pariser Abkommens positiv beeinflussen. Das sagt Jérôme Haegeli, Chefvolkswirt der Swiss Re, im Gespräch mit Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), und liefere beeindruckende Zahlen.
Der Ukraine-Krieg und Cyberrisiken seien momentan zentrale Herausforderungen für die Versicherungsunternehmen. Doch langfristig betrachtet stellt der weltweite Klimawandel das weitaus größte Risiko dar, erklärt Haegeli. Sollten die im Pariser Abkommen formulierten Klimaziele nicht erreicht werden, seien die Auswirkungen verheerend, warnt der Chefvolkswirt der Swiss Re. Um gegenzulenken, brauche es die Versicherungswirtschaft. Denn im Vergleich mit anderen Branchen komme ihr eine entscheidende Rolle zu: Mit einem weltweiten Anlagevermögen von 20 bis 30 Billionen US-Dollar könne sie aktiv dazu beitragen, in zukunftsweisende Branchen und Technologien zu investieren. „Die Versicherungswirtschaft hat den Luxus, langfristig zu denken“, resümiert Haegeli.
Mit Blick auf den deutschen Markt ergänzte Asmussen, dass die Branche die Weichen bereits gestellt habe. So sollen langfristig keine Risiken mehr versichert werden, die den Klimawandel negieren. Darüber hinaus soll der Versicherungssektor schnellstmöglich CO2-neutral gestaltet werden. Der GDV werde mit gutem Beispiel vorangehen. Der größte Hebel seien jedoch auch in Deutschland die Kapitalanlagen. Zwei Drittel ihrer Investitionen würden die Versicherer schon heute nach Nachhaltigkeitskriterien managen, betont Asmussen. Bedenkt man, dass jedes Jahr 300 Milliarden Euro neu investiert werden müssen, habe das zusätzlichen „Impact auf die Realwirtschaft“, ergänzt Asmussen. (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 487.500 Mitarbeitern, 454 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,8 Billionen Euro zusammengeschlossen.