Versicherungswirtschaft: Geschäftserwartungen auf tiefstem Stand seit Pandemie-Beginn
Die Stimmung in der Versicherungswirtschaft hat sich in den Sommermonaten erheblich abgekühlt. Die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter als im Vorquartal. Damit setzt sich der Abwärtstrend aus der Frühjahresumfrage weiter fort. Zugleich fielen die Geschäftserwartungen der Versicherer für die kommenden sechs Monate auf den tiefsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie. Darauf verweist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
„Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation, anhaltende Lieferkettenengpässe und die starke Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung trüben die Stimmung stark ein“, kommentiert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen die Sommerumfrage des Ifo-Konjunkturtests. „Insgesamt zeichnet der Sektor derzeit ein eher pessimistisches Bild von Geschäftslage und -aussichten.“ Bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sackte der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen auf minus 16,9 (Vorquartal: minus 13,1) Punkte. Der Anteil der Unternehmen, die bei der Umfrage im Juli und August ein negatives Urteil abgaben, stieg mit 28 Prozent auf einen höheren Wert als zu Beginn der Pandemie (23 Prozent im ersten Quartal 2020). Die Geschäftserwartungen der Versicherer gingen zugleich um über 20 Punkte auf den zweittiefsten Wert der Zeitreihe (minus 12,5 Punkte) zurück. Der langfristige Durchschnitt liegt bei 13,7 Punkten.
In der Sparten-Betrachtung schätzen die Lebensversicherer ihre aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter ein als im Vorquartal. Eine knappe Mehrheit der Teilnehmer (55 Prozent) bezeichnete ihre Lage nur als befriedigend. „Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate fallen ebenfalls schlechter aus als im Frühling. Der Anteil der Lebensversicherer, die in den nächsten Monaten eine negative Geschäftsentwicklung für wahrscheinlich halten, hat sich im Sommer mit 22 Prozent gegenüber dem Frühjahr mehr als vervierfacht“, so Asmussen. Auch in der Schaden- und Unfallversicherung zeichne sich ein sehr verhaltenes Stimmungsbild ab. Zwar legte die Einschätzung der aktuellen Lage leicht zu, aber auch diese bleibt weit hinter dem langfristigen Durchschnitt zurück. So gaben in der Umfrage nur 0,6 Prozent der Unternehmen an, dass sich die Rahmenbedingungen im Vergleich zum Vorquartal verbessert hätten.
Bei der Erwartungshaltung in Bezug auf das zukünftige Geschäft deute sich ein merklicher Einbruch an. „Nach positiven Entwicklungen in den vergangenen Umfragen ergibt sich in den Sommermonaten bei den Kompositversicherern ein Stimmungswechsel“, sagt Asmussen. „Knapp 27 Prozent der Versicherer erwarten eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten.“ (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 487.500 Mitarbeitern, 454 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,8 Billionen Euro zusammengeschlossen.