Bürgerbewegung Finanzwende: "DWS beim Greenwashing vorne"
Laut Zahlen der Bürgerbewegung Finanzwende haben im vergangenen Jahr vermeintlich grüne DWS-Fonds Aktien fossiler Unternehmen im Wert von mehr als 850 Millionen US-Dollar zugekauft. Kein anderer Vermögensverwalter hat so viel zusätzliches Geld aus nachhaltigen Fonds, die in Europa erhältlich sind, in solche Aktien gesteckt als die Deutsche Bank-Tochter.
Die DWS muss sich zum wiederholten Mal den Vorwurf des „Greenwashings“ gefallen lassen: Bereits Mitte 2022 hatten Durchsuchungen bei der DWS wegen des Verdachts auf Prospekt- und Kapitalanlagebetrug bei vermeintlich grünen Fonds für Aufsehen gesorgt. Ein neuer Chef sollte das Vertrauen wiederherstellen. Doch die Finanzwende-Zahlen werfen erneut ein schlechtes Licht auf die Deutsche-Bank-Tochter.
„Die Daten zeigen, dass die DWS beim Greenwashing ganz vorne dabei ist. Es ist angesichts der Klimakrise ein Irrsinn, wenn nachhaltige Fonds noch mehr in fossile Unternehmen investieren”, beurteilt Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei der Bürgerbewegung Finanzwende, die Ergebnisse.
Am meisten zusätzliches Geld floss von DWS-Fonds in Aktien der Firmen Enbridge und Shell, so die Bürgerinitiative. Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien seien hingegen im Wert von fast zehn Millionen US-Dollar verkauft worden.
Ende 2022 enthielten die vermeintlich grünen Fonds der DWS insgesamt fossile Aktien im Wert von über fünf Milliarden US-Dollar. Der Wert der Aktien von Firmen aus dem Sektor der Erneuerbaren Energien belief sich in diesen Fonds dagegen nur auf 194 Millionen US-Dollar. In Ölunternehmen und Co. steckt also 20-mal mehr Geld als in Solar-, Wind- und ähnlichen Firmen.
„Kaum jemand würde erwarten, mit einem nachhaltigen Fonds überhaupt in Öl- und Gasunternehmen zu investieren. Die DWS macht ihren Kunden bei nachhaltigen Fonds ein X für ein U vor”, kritisiert Senn die Fondsgesellschaft und fordert: „Mit dem Greenwashing sollte endlich Schluss sein. Dazu müssen die Fonds der DWS raus aus Total, Shell und Co.“
Der Auswertung liegen laut Finanzwende Daten zum Aktienbesitz von 2.434 aktiv gemanagten und in Europa erhältlichen Fonds aus der Datenbank Morningstar Direct zugrunde, die nach Artikel 8 oder Artikel 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (EU-Offenlegungsverordnung) als nachhaltig eingestuft sind. Die Zahlen zu den Zukäufen seien jeweils preisbereinigt, um die Kursentwicklung der Aktien auszuklammern. (DFPA/JF1)
Finanzwende ist ein überparteilicher Verein mit über 7.500 Mitgliedern. Die Organisation wurde im Jahr 2018 anlässlich des zehnten Jahrestages der Lehman Brothers-Pleite gegründet. Finanzwende versteht sich als eine unabhängige Interessenvertretung von und für Bürger.