Aktivistische Investoren machen mobil
Die Bedeutung aktivistischer Investoren wächst rasant. Inzwischen verwalten sie knapp acht Prozent des weltweit in Hedgefonds angelegten Kapitals. In ihrer Studie „Agitators and Performers: How to respond to activist investors“ hat die Managementberatung Bain & Company mehr als 400 Engagements untersucht und die Herausforderungen für börsennotierte Firmen analysiert.
Häufig schaffen Aktivisten Wert für Aktionäre, können dabei laut Studie jedoch auch große Unruhe und hohe Kosten verursachen. Viel zu wenig Unternehmen seien auf mögliche Attacken vorbereitet. Weltweit sei diese vergleichsweise junge Investorengattung seit der Jahrtausendwende auf dem Vormarsch. Der Bain-Studie zufolge stieg die Zahl der Engagements seitdem um durchschnittlich 34 Prozent pro Jahr. Mittlerweile verwalten aktivistische Investoren knapp acht Prozent des weltweit in Hedgefonds angelegten Kapitals, das sich derzeit auf nahezu drei Billionen US-Dollar beläuft. Mit wachsenden Ressourcen engagieren sich die Fonds bei immer größeren, profitablen Unternehmen, obwohl diese oft eine hohe Marktkapitalisierung aufweisen.
Im letzten Jahr ließe sich ein Engagement in 40 Prozent der Fälle als feindlich einordnen. „Aktivistische Investoren spielen eine immer größere Rolle am Kapitalmarkt und simple laufen ins Leere“, warnt Bain-Partner und Corporate-Finance-Experte Dr. Wilhelm Schmundt. „Börsennotierte Unternehmen sind gut beraten, sich intensiv mit ihrem Vorgehen und ihren Investmentansätzen zu beschäftigen.“
In den Augen der Anleger spreche vor allem ein Faktor für aktivistische Investoren: Ihr Engagement steigert die Aktienrendite. Im Durchschnitt liege diese bei betroffenen Unternehmen im ersten Jahr 1,5 Prozentpunkte über dem jeweiligen Branchenindex. Über drei Jahre hinweg entwickele sich die Rendite ebenfalls besser. Dessen ungeachtet können die Forderungen der Aktivisten allerdings auch dem Ziel dienen, kurzfristig die Profitabilität zu erhöhen. Damit konterkarieren sie langfristig angelegte Unternehmensstrategien.
Mit einer guten Vorbereitung könnten Unternehmen sich besser auf das Engagement aktivistischer Investoren einstellen. Wichtig sei laut Bain-Studie vor allem die Kenntnis der Investmentthesen der neuen Aktionäre. Dazu zählen zum Beispiel eine stärkere Beteiligung der Aktionäre am Unternehmenserfolg, ein strategischer Kurswechsel sowie die Vorstandsvergütung und Corporate Governance. In mehr als 75 Prozent werde der Austausch von hochrangigen Führungskräften gefordert. Tatsächlich entwickele die Mehrzahl der aktivistischen Investoren im Vorfeld eine eigene Agenda, um das Zielunternehmen zu verändern. Nur eine Minderheit beschränke sich darauf, durch öffentlichen Druck das Management zu kurzfristigen Aktionen zu bewegen.
Schlüsselfunktionen nehmen dabei die verstärkte Auseinandersetzung mit den Anteilseignern, deren Interessen sowie eine hoch professionelle Kapitalmarktkommunikation ein. Die Diskussion möglicher Erwartungslücken sei essenziell. Gleichzeitig gelte es, konkrete Pläne in der Schublade zu haben, sollten Aktivisten auf den Plan treten. Damit wappnen sich Unternehmen für den Fall der Fälle, können ohne Zeitverzug den Dialog mit den Aktivisten aufnehmen und klären, ob und welche Forderungen berechtigt sind.
Quelle: Pressemitteilung Bain & Company
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge in 51 Büros in 33 Ländern rund 6.000 Mitarbeiter, davon 700 im deutschsprachigen Raum. (mb1)