"Alles deutet auf einen intakten Bärenmarkt"
Das zaghafte Zwischenhoch an den globalen Börsen ist abrupt zu Ende gegangen, nachdem aus den USA höhere Inflationsraten für den August gemeldet wurden als erwartet, schreibt Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation beim Investmenthaus Feri-Gruppe, in einem aktuellen Marktkommentar.
Obwohl es zuletzt eine Entspannung bei den Energie- und Erzeugerpreisen gab und die Störungen in den Lieferketten nachgelassen haben, ist der Inflationsdruck unverändert hoch, so Baitinger. Die Vermutung liege daher nahe, dass ein immer größerer Anteil der Teuerung struktureller Natur ist. Die monetäre Straffung dürfte damit länger und in höherer Dosis erfolgen als ursprünglich angenommen. So werde die Fed am 21. September den Leitzins voraussichtlich um mindestens 75 Basispunkte anheben. Beim übernächsten Treffen der US-Notenbanker im November sei nochmals mit einer Leitzinsanhebung in Höhe von 50 oder 75 Basispunkten zu rechnen. Vor diesem Hintergrund trüben sich laut Baitinger die Aussichten speziell für den technologielastigen US-Aktienmarkt ein.
Aufgrund der hohen Gewichtung des Technologie-Sektors sei der US-Aktienmarkt insgesamt stärker liquiditäts- und zinsgetrieben als andere Aktienmärkte und leide überproportional unter der restriktiven Geldpolitik. Daraus resultiere momentan eine paradoxe Situation: Obwohl die US-Wirtschaft gemessen an den Fundamentaldaten im weltweiten Vergleich relativ gut dasteht, führen diese ökonomischen Vorteile nicht automatisch dazu, dass der US-Aktienmarkt besser abschneidet, erklärt Baitinger. Der Liquiditätsentzug an der Börse habe im bisherigen Jahresverlauf demnach die fundamentalen Faktoren übertrumpft. Sobald das Ende der Fed-Leitzinsanhebungen absehbar werde, könnten US-Aktien dafür jedoch sehr stark zurückkommen. Das dürfte aber erst im Jahr 2023 der Fall sein, schätzt Baitinger.
Auch für die globalen Aktienmärkte sehe es derzeit nicht besser aus. Dort deuten sowohl markttechnische als auch fundamentale Faktoren auf einen intakten Bärenmarkt. So halten sich institutionelle Investoren, die mit großvolumigen Käufen die Märkte stabilisieren könnten, aktuell stark zurück. Stattdessen bauten sie ihre Cash-Quoten aus, was zudem durch steigende Zinsen auch am kurzen Ende belohnt werde. Gleichzeitig dürften die globalen Unternehmensgewinne in den nächsten Monaten weiter zurückgehen. „Da die breite Masse der Anleger die Situation mittlerweile verstanden hat, werden kurzzeitige Erholungen genutzt, um Aktien zu verkaufen. So kann sich keine nachhaltige Wende an den Märkten ausbilden. Professionelle Investoren sollten deshalb bis auf Weiteres eine flexibel-opportunistische Asset Allocation und ein dynamisches Risikomanagement anstreben“, schreibt Baitinger abschließend. (DFPA/JF1)
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Derzeit betreut Feri zusammen mit MLP ein Vermögen von 55 Milliarden Euro, darunter rund 15 Milliarden Euro alternative Investments. Die Feri-Gruppe unterhält neben dem Hauptsitz in Bad Homburg weitere Büros in Düsseldorf, Hamburg, München, Luxemburg, Wien und Zürich.