Alterssicherungs-Institut: Aktienkultur in Deutschland weiter auf dem Vormarsch
Nach den starken Kurseinbrüchen bei Ausbruch der Corona-Pandemie erfolgte mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine binnen zwei Jahren bereits der zweite starke Rücksetzer an den Börsen. Wurde der Kursrückgang Anfang 2020 in kurzer Zeit wettgemacht, sehen sich Aktienbesitzer aktuell weiter unruhigen Börsen gegenüber, und die wichtigen Indizes liegen deutlich unter ihren Höchstständen. Vor diesem Hintergrund wurden die aktuellen Werte des vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) erhobenen Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) mit Spannung erwartet. Der Index bildet ab, wie sich die Stimmung der Menschen in Deutschland zum Thema aktienbasierte Geldanlage und Vorsorge im langfristigen Trend entwickelt.
Die Auswertung der aktuellen Befragung von 2.000 Bürgern bringt zum Ausdruck: Im Gegensatz zu früher lassen sich die Deutschen bei der Aktienanlage von kurzfristigen Rücksetzern nicht mehr allzu sehr beeindrucken. Der Gesamtwert des DIVAX-GA liegt mit 28,9 Indexpunkten exakt auf dem hohen Niveau der letzten Befragung im Sommer 2022. Nur einmal seit dessen Start im Sommer 2020 notierte der Index mit 31,1 leicht höher. Das war im Winter 2021/22, also kurz vor Ausbruch des Krieges und bei Höchstständen an den Börsen. Das Stimmungsbarometer zur langfristigen aktienbasierten Geldanlage kann Werte zwischen minus 100 und 100 annehmen.
Martin Klein, geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands Votum, einer der vier Trägerverbände des DIVA, sagt: „Trotz Pandemie und Krieg besteht weiterhin großes Interesse an Aktien und Aktienfonds. Die Anzahl neu vermittelter Fondssparpläne erreichte im Jahr 2022 Rekordwerte. Dazu passt die kürzliche Meldung des Deutschen Aktieninstituts, nach der auch die Anzahl der Aktiensparer insgesamt weiter zugenommen hat. Mit Blick auf die Lerneffekte in der Bevölkerung spielen dabei ganz sicher auch die Finanzberater eine wichtige Rolle. Denn sie sind es, die den Menschen klar machen, dass Aktien und Aktienfonds im aktuellen Inflations- und Zinsumfeld alternativlos sind“, so Klein. Der Index spiegele dies wider: Knapp 40 Prozent der Befragten wollen das aktienbasierte Sparen in den nächsten ein bis drei Jahren ausweiten oder damit beginnen, nur 1,4 Prozent hingegen wollen es reduzieren oder beenden. Heuser erkennt in diesen Absichten einen deutlichen Trend zur Langfristigkeit bei Aktienanlagen. Mit einem Indexwert von 49,1 äußern sich kaum überraschend die Inhaber aktienbasierter Geldanlagen außerordentlich positiv. Wer nicht mit Aktien spart, ist mit nur 11,4 Punkten ungleich pessimistischer. Für Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA, ist dies ein Indiz dafür, dass die Eintrittsbarrieren zum Aktiensparen nicht nur fehlende finanzielle Möglichkeiten sind: „Viele Anleger in Deutschland sind nach wie vor sehr sicherheitsorientiert, ja ängstlich. Es ist aber nicht rational, bei hohen Inflationsraten und weit dahinter zurückbleibenden Zinsen das Geld auf Tagesgeldkonten oder gar dem Girokonto zu belassen.“ Auffällig im Langfristtrend sei die deutlich steigende Börsenaffinität von Frauen. Zwar liegt deren Indexwert aktuell immer noch um 11,3 Punkte hinter dem der Männer (Frauen 23,3; Männer 34,6). Der Abstand ist aber seit der Index-Erstauflage im Sommer 2020 erheblich geschmolzen. Damals betrug der Unterschied noch 23,0 Indexpunkte.
Die Umfrage ist Teil der aktuellen Winter-Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA). Befragt wurden circa 2.000 Personen in Deutschland. (DFPA/mb1)
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH (DIVA) in Frankfurt am Main ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW).