Analyse: Berlin braucht 250.000 Neubauwohnungen
Insgesamt beträgt der Neubaubedarf in Berlin bis zum Jahr 2030 rund 248.400 Wohneinheiten. Dies entspricht einer mittleren Fertigstellungsquote von knapp 17.750 Wohnungen pro Jahr. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Immobiliendienstleisters Aengevelt, die den quantitativen Wohnungsneubaubedarf in Berlin für den Zeitraum von 2016 bis 2030 ermittelt hat. Grundlage ist die im Januar 2016 von „SenStadtUm“ veröffentlichte „Bevölkerungsprognose Berlin 2015 bis 2030", die für Berlin im Jahr 2030 eine Bevölkerungszahl (ohne Flüchtlinge) von rund 3.967.500 Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Berlin prognostiziert (2016: rund 3.595.400 Einwohner).
Dr. Walter Zorn, Aengevelt Research: „In den Jahren 2006 bis 2015 wurden durchschnittlich knapp 5.500 Wohneinheiten pro Jahr fertiggestellt, wobei 2015 mit rund 10.700 Wohneinheiten der höchste Wert seit 1999 erzielt wurde. Für 2016 gehen wir von einem Fertigstellungsvolumen von bis zu 17.500 Wohnungen aus.“
Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter Aengevelt: „2016 wird der jährlich erforderliche Wohnungsneubau voraussichtlich nahezu erreicht. Allerdings ist es - insbesondere angesichts der geringen durchschnittlichen Fertigstellungsquote der jüngsten Dekade - eine große Herausforderung, dieses Fertigstellungsniveau konstant bis 2030 durchzuhalten.“ Dies gilt aus seiner Sicht ungeachtet der Tatsache, dass aufgrund des Zeithorizontes die Abschätzung künftiger Wanderungsgewinne von volatilen Faktoren wie zum Beispiel Wirtschaftsentwicklung und Migrations-/Flüchtlingsbewegungen abhängig und mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden ist. Tatsächlich könnte der Wohnungsbedarf beispielsweise bei Zuwanderung und Verbleib von rund 180.000 Flüchtlingen in Berlin im Zeitraum 2016 bis 2030 sogar um bis zu 60.000 Wohnungen steigen. Deshalb müssen aus Aengevelts Sicht bereits heute weitere Flächenpotentiale identifiziert und ihre Aufbereitung zeitnah aktiv angegangen werden.
Aengevelt führt weiter aus, dass es bei dem Neubaubedarf nicht nur um die reine Quantität, sondern vielmehr um die ausreichende bedarfs- und vor allem einkommensgerechte Schaffung verschiedener Wohnungstypen und Wohnqualitäten gehe. Dabei seien Mikroappartment sowie WG- beziehungsweise familientaugliche Grundrisse bis hin zu barrierefreiem Wohnraum zu berücksichtigen. „Deshalb sind im Rahmen der Bauland- und Wohnungsbaupolitik sowie seitens der Immobilienwirtschaft bisherige Anstrengungen noch zu verstärken und weitere Anreize zu schaffen, um den zukünftigen, insbesondere auch erschwinglichem Wohnraumbedarf quantitativ und qualitativ bedienen zu können“, so Aengevelt.
Grundsätzlich verfügt Berlin noch über angemessene Flächenpotentiale. Allerdings warnt Zorn davor, dem Wohnungsneubau ausschließliche Priorität einzuräumen: „Eine zukunftsgerichtete, ausgewogene Stadtplanung muss auch ausreichende Flächenreserven für die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbeunternehmen vorhalten. Hier besteht insbesondere in Mischgebieten die Gefahr, durch schwerpunktmäßigen Wohnungsneubau gewerbliche Nutzungen auszuschließen bzw. sogar zu vertreiben.“
Quelle: Pressemitteilung Aengevelt
Aengevelt ist ein Immobiliendienstleister mit Sitz in Düsseldorf. Das Unternehmen wurde 1910 gegründet und hat rund 130 Mitarbeiter. (JF1)