Analyse: Mietendeckel drückt Berliner Mietpreise
Im Februar dieses Jahres hat das Berliner Abgeordnetenhaus den Mietendeckel beschlossen. Die Mieten in der Hauptstadt sind für die nächsten fünf Jahre auf den Stand vom 18. Juni 2019 eingefroren. Nun jährt sich dieser Stichtag zum ersten Mal. Eine Datenanalyse Immobilien-Portals ImmoScout24 zeigt, dass seit Anfang Juli 2019 verstärkt Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten werden und das Angebot von Mietwohnungen gleichzeitig sinkt. Im Vergleich zu allen anderen Großstädten habe der Mietendeckel dazu geführt, dass die Mietpreise weitgehend stabil bleiben und in einigen Bezirken sogar gesunken seien.
Innerhalb eines Jahres stieg das Gesamtangebot an Wohnungen als Eigentum auf Deutschlands größtem Immobilien-Marktplatz um 20 Prozent. Das Angebot an Eigentumswohnungen mit Fertigstellung vor 2014 stieg um 37 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich das Gesamtangebot an Mietwohnungen um 28 Prozent. Dieser Effekt werde fast vollständig durch Mietwohnungen, die vor 2014 gebaut wurden, hervorgerufen. So ist das Angebot in diesem Segment seit einem Jahr um 44 Prozent gesunken, während Neubauten auf ImmoScout24 mit einem Plus von 18 Prozent verstärkt angeboten werden (Kalenderwoche/KW 25/2019 zu KW 23/2020).
In der Folge sei der Nachfragedruck auf die verbleibenden Mietangebote angestiegen. ImmoScout24 registrierte einen Anstieg der Kontaktanfragen pro Inserat um 231 Prozent von KW 25 in 2019 auf KW 23 in 2020.
Erstmals seit Jahren sanken die Angebotsmieten für vom Mietendeckel betroffenen Wohnungen mit Fertigstellung vor 2014. Innerhalb eines Jahres sanken diese um knapp zwei Prozent, von durchschnittlich 12,90 Euro im Mai 2019 auf 12,66 Euro pro Quadratmeter im Mai 2020. Damit dämpfe der Mietendeckel die Mietpreissteigerungen erstmals. Im Vergleich dazu sind die Neubau-Mieten mit Baujahr nach 2014 von Mai 2019 bis Mai 2020 um 7,5 Prozent von durchschnittlich 16,92 Euro auf 18,19 Euro pro Quadratmeter gestiegen.
Der Mietendeckel wirkt sich vor allem auf die Miethöhen in den Außenbezirken von Berlin aus. Mit 23 Prozent sanken die Mieten im Ortsteil Marienfelde von durchschnittlich 9,60 Euro pro Quadratmeter im Mai 2019 auf 7,38 Euro pro Quadratmeter im Mai 2020 am stärksten.
Selbst in zentralen Lagen wie Prenzlauer Berg und Mitte sanken die Durchschnittsmieten innerhalb eines Jahres. Im Szenebezirk Prenzlauer Berg reduzierten sich die Angebotsmieten von Mai 2019 bis Mai 2020 um zwölf Prozent von 18,86 Euro pro Quadratmeter auf einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis in Höhe von 16,64 Euro. In Mitte sanken die Mieten durchschnittlich um 0,5 Prozent. Doch mit einer Überschreitung von 8,76 Euro pro Quadratmeter in Prenzlauer Berg und 9,06 Euro pro Quadratmeter in Mitte liegen die Angebotspreise im Schnitt immer noch deutlich über den Höchstgrenzen und damit auf einem sehr hohen Mietniveau.
In der Gesamtbetrachtung liegen immer noch knapp 92 Prozent aller in Berlin angebotenen Bestandswohnungen über den Grenzwerten des Mietendeckels. Die Zahl bezieht sich auf das inserierte Mietangebot mit Fertigstellung vor 2014 auf ImmoScout24 von Januar 2019 bis Anfang Juni 2020. Mitte Januar dieses Jahres lag der Wert noch bei 95 Prozent und sei damit rückläufig. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Immoscout24
Der Internet-Marktplatz für Immobilien Immobilienscout24.de wird von der Immobilien Scout GmbH mit Sitz in Berlin betrieben.