Analyse: Wertverlust für deutsche Sparer so hoch wie noch nie
Fast 17 Milliarden Euro haben die deutschen Sparer im ersten Halbjahr dieses Jahres durch niedrig verzinste Geldeinlagen verloren. Das entspricht 205 Euro pro Bundesbürger – vom Säugling bis zum Rentner. Zu diesen Ergebnissen kommt der quartalsweise erscheinende Realzins-Radar der Direktbank Comdirect. Der Comdirect Realzins-Radar untersucht, wie hoch der Wertverlust durch niedrig verzinste Geldeinlagen ist, deren Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt. Daten für das Volumen und die Zinssätze von Geldanlagen (Tagesgeld, Termin- & Spareinlagen) entstammen dem Credit-Benchmark-Model von Barkow Consulting.
Allein zwischen April und Juni 2018 beträgt der Wertverlust 9,8 Milliarden Euro. Umgerechnet auf alle Bundesbürger sind das 118 Euro pro Kopf. Der Grund ist eine gestiegene Inflationsrate von durchschnittlich 1,96 Prozent im zweiten Quartal 2018. Das ist der höchste Stand seit Ende 2012. Gleichzeitig liegen die durchschnittlichen Zinssätze für Tagesgelder, Festgelder und Spareinlagen mit 0,19 Prozent auf einem historischen Tiefstand. Der Realzins liegt damit bei minus 1,77 Prozent. Das ist der mit Abstand niedrigste Wert seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2003. Als Realzins wird der tatsächliche Zins für Spareinlagen nach Abzug der Inflation bezeichnet.
„Auch nach fast einem Jahrzehnt Niedrigzins sparen die Deutschen gegen die niedrigen Zinsen an. Damit verschenken sie einen Teil ihres Erspartes, anstatt es zu vermehren“, sagt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender von Comdirect. Deutlich werde dies bei der langfristigen Betrachtung: So hat jeder Deutsche seit Ende 2010 im Schnitt 1.117 Euro durch Geldeinlagen verloren, deren Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt. Dennoch setzen sie weiter auf Tagesgeld, Festgeld und Spareinlagen. Das Volumen dieser Anlagen ist gegenüber dem Vorjahr sogar um 4,1 Prozent gestiegen.
Walter appelliert daher an die Sparer: „Es ist an der Zeit, das eigene Anlageverhalten zu überdenken und endlich stärker auf Wertpapiere beim langfristigen Vermögensaufbau zu setzen. Die Geldanlage mit Wertpapieren ist schließlich kein Hexenwerk. Und bei festverzinslichen Sparprodukten ist in der aktuellen Niedrigzinsphase vor allem eines sicher: dass das Ersparte langfristig an Wert verliert. Das gilt insbesondere für das so geliebte Sparbuch.“
Quelle: Pressemitteilung Comdirect
Die Comdirect Bank AG ist eine Direktbank mit Sitz in Quickborn bei Hamburg. Das 1994 gegründete Tochterunternehmen der Commerzbank ist in den Geschäftsfeldern Brokerage, Banking und Beratung tätig. (JF1)