Arztpraxen sind immer öfter Zielscheibe von Private-Equity-Firmen
Der Investitionsbedarf im Gesundheitswesen ist gewaltig. Daher setzt die deutsche Gesundheitspolitik auch auf private Investitionen. Und so nehmen Private-Equity-Investitionen auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung, also in Arztpraxen, zu. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Anzahl der getätigten Aufkäufe von Private Equity im Bereich der Arztpraxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland mehr als verzehnfacht.
Im Rahmen einer Studie hat sich Finanzwende Recherche, eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Bürgerbewegung Finanzwende, angeschaut, wie sich Private-Equity-Beteiligungen auf Arztpraxen auswirken. Die fünf Fallbeispiele der Studie verdeutlichen: Private-Equity-Firmen können nicht nur zu hohen Schulden bei den Praxen-Konzernen führen. Sie können auch negative Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit und die Qualität der ärztlichen Behandlung haben.
In einigen Regionen in Deutschland haben Private-Equity-Firmen durch Zukäufe bereits heute monopolartige Strukturen geschaffen. „Von ihrem Einstieg erwarten die Geldgebenden oft eine Rendite um die 20 Prozent“, so die Autoren der Studie „Profite vor Patientenwohl“.
Die Studie analysiert auch Handlungsmöglichkeiten, die den Einfluss von Private Equity im Bereich der Arztpraxen einschränken könnten. Zu den Handlungsoptionen gehören strengere Regeln, die dafür sorgen, dass Private-Equity-Firmen Arztpraxen nicht langfristig schaden können. Dazu gehöre eine Begrenzung der Kreditaufnahme der Praxen-Konzerne, damit diese sich nicht übermäßig verschulden. Zudem könnte es Haftungsregeln geben, damit die Geldgebenden nach dem Verkauf des Unternehmens nicht direkt aus der Verantwortung sind. Auch die Anzahl der Arztsitze, welche von einem einzelnen Konzern betrieben werden, könnte die Politik einschränken.
Die Möglichkeit zur Umsetzung möglicher Handlungsoptionen bestehe direkt: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen Gesetzentwurf angekündigt, durch den der Einfluss von Finanzinvestoren im Bereich der Arztpraxen zurückgedrängt werden soll. (DFPA/TH1)
Die Finanzwende Recherche gGmbH mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Bürgerbewegung Finanzwende. Sie verwirklicht ihre Ziele wie Aufklärung und Verbraucherschutz, indem sie Informationen sammelt und für die Öffentlichkeit aufbereitet. Die Arbeitsergebnisse fließen beispielsweise in Konzepte, Analysen und Studien.