Assekurata-Marktausblick zur Kapitalanlage 2018
Die anhaltende Niedrigzinsphase stellt die Kapitalanleger der Versicherer bereits seit geraumer Zeit vor Herausforderungen. Im aktuellen Marktausblick zeichnet die Ratingagentur Assekurata daher ein aktuelles Stimmungsbild der handelnden Personen. Hierzu wurden im Frühjahr 2018 insgesamt 48 Entscheider im Asset Management zu wesentlichen kapital-marktrelevanten Themenstellungen befragt: 21 Lebensversicherer, elf Krankenversicherer und 16 Schaden-/Unfallversicherer.
Auch im Jahr 2018 sind festverzinsliche Wertpapiere die wichtigste Anlageform in den Portfolios der deutschen Erstversicherer. Dabei investieren Personenversicherer knapp 90 Prozent und Schaden-/Unfallversicherer immerhin gut drei Viertel ihrer Kapitalanlagen in Rentenpapiere. „Gerade das hohe Volumen bei Schaden-/Unfallversicherern mag auf den ersten Blick verwundern, da sie häufig als stark kapitalisierte Konzernobergesellschaften fungieren und aufgrund des eher kurzläufigen Geschäftsmodells weniger auf die Cashflows aus langlaufenden Festverzinsern angewiesen sind“, bemerkt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung der Assekurata. „Aber gerade hierin spiegeln sich die unterschiedlichen Geschäftsmodelle im Kompositbereich wider, die je nach Frequenz, Höhe und Abwicklungsdauer der Schäden eine darauf angepasste Kapitalanlagestrategie erfordern.“ Darüber hinaus erfolge die Kapitalanlagesteuerung bei Mehrspartenkonzernen häufig unternehmensübergreifend, was sich in tendenziell ähnlich gelagerten Asset-Allokationen bei den operativen Einzelgesellschaften niederschlage.
Typischerweise hänge das Ertragsprofil von festverzinslichen Anlagen maßgeblich vom allgemeinen Zinsniveau sowie den gehandelten Aufschlägen in Form von Risikoprämien (Credit Spreads) ab. Beide Komponenten werden von der Politik sowie von makro-ökonomischen Faktoren beeinflusst, so Assekurata. Aufgrund der unterschiedlichen äußeren Einflüsse fällt die Erwartungshaltung für beide Renditebestandteile bei den Kapitalanlegern differenziert aus. 36 der 48 teilnehmenden Unternehmen können sich für 2018 auf gar keinen Fall eine Leitzinserhöhung vorstellen, vier erachten sie als eher unrealistisch. Lediglich sieben Gesellschaften halten einen solchen Schritt der EZB für denkbar.
Positiver beurteilen die Marktteilnehmer die Perspektive der Risikoprämien von Rentenanlagen. Insgesamt erwarten 36 Unternehmen tendenziell eine positive Spread-Entwicklung, von einer Einengung gehen vier Kapitalanleger aus. Dass eine Erhöhung der Spreads im kommenden Jahr ausreicht, um gerade in Europa die niedrigen Nominalzinsen unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten vollständig kompensieren zu können, ist aus Sicht von Assekurata jedoch unwahrscheinlich.
Die aktuellen Markttrends demonstrieren, dass es insbesondere für Lebens- und Krankenversicherer immer herausfordernder werde, allein mit klassischen festverzinslichen Wertpapieren eine Rendite zu erwirtschaften, um die Altgarantien und Rechnungszinsen zu bedienen.
Ein Großteil der befragten Unternehmen signalisierte in diesem Zusammenhang die Bereitschaft, die Risikoneigung in der Kapitalanlage perspektivisch zu erhöhen. Als mögliche Alternativen wurden hierbei Aktien, Infrastrukturinvestments oder die Direktvergabe von Krediten ins Feld geführt. „Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Niedrigzinsphase womöglich noch länger anhalten könnte, wäre es durchaus begrüßenswert, wenn die Branche auf lange Sicht Alternativen zu klassischen Rentenanlagen aktiver verfolgen würde“, meint Ulf Müller. „Trotz aufsichtsrechtlicher Hürden oder negativer äußerer Einflüsse können diese Investitionen mitunter einen wertvollen Ergebnisbeitrag für die Zukunft liefern und die Abhängigkeit vom Zinsniveau reduzieren.“
Quelle: Pressemitteilung Assekurata
Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH ist eine Ratingagentur, die sich auf die Qualitätsbeurteilung von Versicherungsunternehmen aus Kundensicht spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1996 gegründet und hat seinen Sitz in Köln. (JF1)