Assenagon auch bei "Quantative Tightening" optimistisch
Mit den denkbaren Auswirkungen des sogenannten „Quantative Tightening“, das heißt, der Abkehr von der expansiven Geldpolitik, setzt sich Dr. Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management, auseinander: „In der Ökonomie gilt das Gesetz der Irreversibilität. Die Rücknahme einer wirtschaftspolitischen Maßnahme führt in aller Regel nicht wieder in den Ursprungszustand zurück. Häufig kommt am Ende etwas ganz anderes heraus. Das wird auch hier so sein.“ Hüfner rechnet damit, dass die Zinsen am Bondmarkt bei einem Auslaufen der Wertpapierkäufe im nächsten Jahr insgesamt nicht oder nur geringfügig steigen. Vielleicht würden sie sogar vorübergehend fallen. Auch die Effekte auf dem Aktienmarkt schätzt Hüfner nicht negativ ein.
Für die Zinsen komme es vor allem auf die Inflation an. Nur wenn sie zulegt, würden die Bondrenditen steigen. Am Aktienmarkt sei es bedeutender, dass die Rücknahme der Wertpapierkäufe die Gefahr der Blasenbildung reduziert. Als Profiteur betrachtet Hüfner die Banktitel. Diese müssten nicht mehr Liquidität in verlustbringenden Geldmarktanlagen unterbringen.
Das wichtigste Argument ist für Hüfner die Erfahrungen in den USA. Dort hat die Federal Reserve ihre Wertpapierkäufe im Jahr 2014 in mehreren Stufen auf null zurückgeführt. Die Bondrenditen seien in dieser Zeit aber nicht gestiegen, sondern haben sich um fast einen Prozentpunkt ermäßigt. Auch die Verringerung der Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) von 80 auf 60 Milliarden Euro habe sich nicht negativ auf die Zinsen ausgewirkt, schon gar nicht auf die Aktienkurse. Letztlich hänge die Kursentwicklung bei den Aktien primär von der Konjunktur und den Unternehmensgewinnen ab, betont der Chefvolkswirt.
Wer es genau bedenkt, erklärt Hüfner, sei auch nicht überrascht. Denn mit der Verringerung der Wertpapierkäufe höre das Quantitative Easing nicht auf. Die Liquidität wird nicht zurückgeführt, sie steige nur nicht mehr so stark. Erst wenn die Zentralbank ihre Wertpapierbestände verringere, müssten restriktive Effekte eintreten. Damit habe die US-Notenbank erst vor ein paar Wochen und damit drei Jahre nach dem offiziellen Ende der Wertpapierkäufe begonnen. Wenn die EZB das gleiche Tempo vorlegen würde, wäre damit erst im Jahr 2020 zu rechnen.
Auch das Argument, dass mit der Rückführung der Wertpapierkäufe ein großer Nachfrager an den Kapitalmärkten wegfalle, lässt Hüfner nicht gelten. Die EZB hat bisher täglich Papiere im Wert von rund zwei bis drei Milliarden Euro erworben. Wenn das nicht mehr geschieht, müssten die Kurse fallen, argumentieren Marktteilnehmer. Das gilt aber nur, wenn das Angebot auf den Märkten gleichbleibt, stellt Hüfner klar. Die europäischen Staaten hätten in den vergangenen Jahren ihre Haushaltsdefizite reduziert und benötigen aktuell weniger Geld vom Kapitalmarkt. Die Unternehmen hätten währenddessen die Gunst der hohen Liquidität genutzt, um neue Mittel aufzunehmen und sind inzwischen meist gut durchfinanziert. Sie könnten sich bei der Emissionstätigkeit entsprechend zurückhalten. Die verringerte Nachfrage treffe daher auf ein geringeres Angebot. Die Zinsen müssten nicht steigen.
Quelle: Pressemitteilung Assenagon
Assenagon Asset Management mit Sitz Luxemburg ist ein auf die Steuerung von Kapitalmarktrisiken spezialisierter Asset Manager. Das 2007 gegründete Unternehmen verwaltet Vermögenswerte von rund 20 Milliarden Euro. (TS1)