Assenagon: US-Steuerreform wird unterschätzt
Die Auswirkungen der US-Steuerreform werden nach Meinung von Dr. Martin Hüfner, Chefvolkswirt des Asset Managers Assenagon, unterschätzt. Tatsächlich werde die Steuerreform die wirtschaftliche Entwicklung in den USA und in der Welt über Jahre positiv beeinflussen, sagt Hüfner. Die Gesamtentlastung der Steuerzahler belaufe sich auf Zehn-Jahressicht auf rund 1.500 Milliarden US-Dollar. Für ein Jahr entspricht das 0,8 Prozent des Bruttosozialproduktes, rechnet Hüfner vor. Die Aktienmärkte würden davon profitieren.
Kernstück der Reform ist für Hüfner die Senkung der Unternehmenssteuern von 35 Prozent auf 21 Prozent. Daneben gebe es einen Anreiz zur Rückführung von Auslandsguthaben in die USA. Ferner werden die Einkommensteuersätze zurückgenommen, ergänzt Hüfner.
Zu den wichtigsten Auswirkungen zähle, dass sich das Wachstum in den USA um 0,4 Prozent bis 0,5 Prozent erhöhen werde, meint Hüfner. In diesem Jahr werde das Wachstum 2,7 Prozent und im kommenden Jahr auf 2,8 Prozent betragen. Die USA würden Europa in puncto Wachstum wieder übertreffen. Die Gewinne der Unternehmen werden sich erhöhen und dadurch die Bewertungen am Aktienmarkt steigen, prognostiziert Hüfner. Die Löhne und Gehälter würden durch die Verringerung der Unternehmenssteuern steigen und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Davon könnte auch der private Verbrauch profitieren.
Hüfner erwartet, dass die Investitionen in den USA steigen werden, wenn Geld aus dem Ausland nach Amerika zurückfließt. Apple hat bereits angekündigt rund 200 Milliarden US-Dollar zurückzuholen und in den USA zu investieren. Hüfner vermutet, dass sich auch ausländische Unternehmen stärker in den USA engagieren werden. Wenn der Standort USA attraktiver wird, müsste sich das auch auf die Devisenmärkte auswirken und der US-Dollar aufwerten. Bei der Reagan‘schen Steuerreform stieg die amerikanische Währung gegenüber der damaligen D-Mark um rund 50 Prozent, ruft Hüfner in Erinnerung. Schließlich werde die amerikanische Steuerreform den internationalen Steuerwettbewerb anheizen. Andere Länder seien gezwungen, ihre Abgaben ebenfalls zu senken.
Das alles geschehe in einer Wirtschaft, die weitgehend vollbeschäftigt ist, heißt es im Marktkommentar. Die Inflation werde daher zunehmen. Die Preissteigerungsrate könnte 2,5 Prozent erreichen. Die US-Notenbank wird unter diesen Umständen die Leitzinsen in diesem und dem kommenden Jahr stärker erhöhen als bislang erwartet, lautet Hüfners Zinsprognose.
Als Nachteile der Steuerreform bezeichnet Hüfner eine zunehmende US-Staatsverschuldung. Das sich die Steuerreform durch zusätzliche Einnahmen aus dem höheren Wachstum selbst finanzieren könnte, habe noch nie funktioniert, betont Hüfner. Die Reagan‘sche Steuerreform Anfang der 80er Jahre habe die Staatsverschuldung erhöht wie nie zuvor.
Quelle: Marktkommentar Assenagon
Die Assenagon Asset Management S.A. ist ein auf die Steuerung von Kapitalmarktrisiken spezialisierter Assetmanager mit Sitz in Luxemburg und Zweigniederlassung in München. Das 2007 gegründete Unternehmen verwaltet mit 70 Mitarbeitern Vermögenswerte von 15 Milliarden Euro. (TS1)