Banken-Studie: Deutsche Institute haben Kosten nicht im Griff
Deutschlands Banken haben innerhalb Europas die zweitschlechteste Cost-Income Ratio - diese Kennziffer bemisst das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag und gibt Auskunft über die Effizienz eines Instituts. Das ist ein Ergebnis der Studie „Retail Banking Radar“ der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Mit einem leichten Ertragswachstum, kombiniert mit rückläufiger Risikovorsorge, konnten europäische Institute ihre Gewinne zwar insgesamt steigern, sie hätten es aber nicht geschafft, ihre Kosten zu reduzieren.
„Die Situation der europäischen Banken für Privatkunden entspannt sich langsam, wenngleich die meisten Institute, besonders die deutschen, ihre Ausgaben nicht in den Griff bekommen haben“, fasst Andreas Pratz, Leiter des A.T. Kearney Beratungsbereiches Financial Services in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Ergebnisse der Studie zusammen.
Das Privatkundensegment ist seit der Finanzkrise unter Druck, befindet sich nun aber laut Studie auf dem Weg der Erholung. Zwar stagniere wegen der historisch niedrigen Zinsen der durchschnittliche jährliche Ertrag pro Kunde (666 Euro) - doch konnte dies durch weitere Senkungen der Risikovorsorge (um 32 Prozent) ausgeglichen werden, so dass ein „deutliches Gewinnwachstum je Kunde“ zu verzeichnen sei (18 Prozent). Keine Verbesserung dagegen sei bei der Kostensituation zu vermerken, die sich sogar leicht verschlechtert habe (61 Prozent Cost-Income-Ratio).
Die Studie zeigt Unterschiede zwischen den Regionen: Die skandinavischen Länder und die Schweiz verteidigen ihre Spitzenposition beim Ertrag pro Kunde - nicht nur dank ihrer stabilen Wirtschaft, sondern auch, weil sie die digitale Affinität ihrer Kunden für sich zu nutzen wissen. Die südeuropäischen Banken haben kraft drastischer Kostenkürzungen, Abbau von Filialen und Digitalisierung von Geschäftsprozessen den Sprung zurück in die Gewinnzone geschafft. Die osteuropäischen Privatkundenbanken kämpfen dagegen weiterhin mit Risikovorsorge-Ausgaben auf hohem Niveau. In Westeuropa hat zum Beispiel ein kleines Land wie die Niederlande, Deutschland und Frankreich überholt. Grund dafür ist die positive Ertragsentwicklung, deutlich gestiegener Ertrag je Mitarbeiter und verbesserter Cost-Income-Ratio. Österreich und Deutschland schneiden bei der Effizienz-Kennziffer Cost-Income-Ratio wiederum am schlechtesten ab.
Für die seit 2007 jährlich erscheinende Studie „Retail Banking Radar“ wurden die Daten von fast 100 Privatkundenbanken und Bankengruppen in 22 europäischen Ländern hinsichtlich der Kriterien Ertrag pro Kunde und Mitarbeiter, Gewinn pro Kunde, Cost-Income-Ratio und Kreditrisikovorsorgequote untersucht.
Quelle: Pressemitteilung A.T. Kearney
A.T. Kearney ist eine Managementberatung mit Niederlassungen in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen wurde 1926 gegründet. (TH1)