Bau-Boom weltweit abgekühlt
Nachdem sich die Baubranche vor zwei Jahren gerade von Corona erholt hatte und die Umsätze 2021 weltweit über 14 Prozent angestiegen waren, schwächte sich der Aufwärtstrend im vergangenen Jahr wieder ab. Das ist eines der Ergebnisse der sechsten Ausgabe des global erhobenen Deloitte-Reports „Global Powers of Construction“.
Das Wachstums bei den größten börsennotierten Baukonzernen konnte 2022 nur um 6,3 Prozent zulegen und habe sich infolge unterbrochener Lieferketten, gestiegener Inflation sowie durch einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften und Rohstoffen wieder verlangsamt. „Hinzu kommen die Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine in Form von steigenden Energie- und Materialkosten. Zusätzliche Hürden sind die weiterhin hohe Inflation und die durch gestiegene Zinssätze bedingte Unsicherheit in Bezug auf Investitionsentscheidungen“, sagt Michael Müller, Partner und Real Estate Leader bei Deloitte.
In der aktuellen Erhebung führt China mit 54 Prozent des Umsatz-Gesamtvolumens (1.048 Milliarden US-Dollar mit elf Firmen) das Ranking wie auch in den Vorjahren mit einem enormen Vorsprung vor Japan (190 Milliarden US-Dollar mit 14 Firmen), USA (165 Milliarden US-Dollar mit 13 Firmen) und Frankreich (133 Milliarden US-Dollar mit drei Firmen) an. Die ersten sechs Plätze belegen Baufirmen aus dem Reich der Mitte, vier davon mit Umsätzen über der 100-Milliarden-Dollar-Grenze. Allein die drei größten chinesischen Baufirmen beanspruchen ein Drittel des Umsatzes der gesamten weltweiten Top 100 für sich.
Weltweit größter Baukonzern ist wieder die China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) mit Umsatzerlösen von 305 Milliarden US-Dollar. Europas größte Baufirma, der französische Konzern Vinci mit einem Umsatz von 64 Milliarden US-Dollar, belegt gleich nach dem chinesischen Führungsblock Platz sieben. Vinci führt zudem erstmals das Ranking im Segment der internationalen Umsätze an.
Gemessen an der Anzahl der Unternehmen hat Europa mit 41 Unternehmen in der Top-100-Rangliste die größte Präsenz in der Branche. Die größten Baufirmen nach Umsatz sind drei französische Konzerne – Vinci (7. Platz), Bouygues (9.) und Eiffage S.A. (17.) sowie die spanische Gruppe Actividades de Construccion y Servicios, S.A. (12. Platz). Der Gesamtumsatz europäischer Vertreter im Ranking stieg gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent auf 373 Milliarden US-Dollar, während die Marktkapitalisierung um erstaunliche 21,6 Prozent zurückging. Umso interessanter sei, dass die größte europäische Baufirma Vinci zwar gerade mal ein Fünftel des Umsatzes der erstplatzierten chinesischen CSCEC erreicht, diese jedoch bei der Marktkapitalisierung um das 1,7-fache übertrifft.
Das Baugewerbe bleibe weiter unter Druck. Die wichtigsten Kräfte, die die Wirtschaft im Jahr 2022 geprägt haben, dürften sich auch im Jahr 2023 fortsetzen. Die Zinsen sind weiter gestiegen, die Inflation bleibt hoch und die geopolitischen Spannungen halten an. Es wird erwartet, dass das globale Wachstum von 3,4 Prozent im Jahr 2022 auf 2,8 Prozent im Jahr 2023 zurückgehen wird, bevor es langsam ansteigt und sich in fünf Jahren bei drei Prozent einpendeln dürfte. Das ist die niedrigste mittelfristige Prognose seit Jahrzehnten. „Die kurzfristigen Aussichten für die globale Bauwirtschaft werden durch die Unsicherheiten getrübt, die die weltwirtschaftliche Lage umgeben. Viele Faktoren – von der Demografie über das allgemeine Wirtschaftswachstum bis hin zu den Prioritäten der Staatsausgaben – haben erhebliche Auswirkungen auf die Bautätigkeit“, sagt Müller. (DFPA/ ljh1)
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