"Baufinanzierungen werden teurer, das Sicherheitsbedürfnis steigt"
Auch wenn das aktuelle Zinsniveau im historischen Vergleich immer noch sehr niedrig ist, macht sich der aktuelle Anstieg der Zinsen bei den Baufinanzierungen im Portemonnaie bemerkbar, schreibt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein Privatkunden, der anhand der aktuellen Datenanalyse „Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung“ (DTB“) über aktuelle Entwicklungen bei Baufinanzierung in Deutschland berichtet.
Im Januar 2022 ist die Standardrate, die anhand einer Musterrechnung mit den Parametern 150.000 Euro Darlehenssumme, zwei Prozent Tilgung und 80 Prozent Beleihungsauslauf die monatliche Belastung veranschaulicht, auf 414 Euro gestiegen. Sie ist damit so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Vor einem Jahr lag sie noch bei 368 Euro.
Günstiger wird es laut Neumann wohl erst einmal nicht mehr. Das erkennen auch Eigenheimbesitzer: Sie schließen vermehrt Forward-Darlehen ab, um sich die aktuellen Zinsen bis zu fünf Jahre im Voraus zu sichern. Der Anteil steigt innerhalb eines Monats auf sieben Prozent. Im Vormonat waren es noch 5,67 Prozent. Darlehensnehmer erkaufen sich damit ein Stück Sicherheit: Banken berechnen zwar Zinsaufschläge für Forward-Darlehen, Kreditnehmer sind so jedoch gegen steigende Zinsen abgesichert.
Die durchschnittliche Darlehenshöhe ist im Jahr 2021 fast kontinuierlich angestiegen. Im Januar 2022 hingegen leihen sich Darlehensnehmer rund 2.000 Euro weniger von der Bank als noch im Dezember 2021, im Schnitt 317.000 Euro. Auf eine Trendwende deute der Rückgang jedoch nicht hin – gerade im Monatsvergleich sind Schwankungen üblich und im Jahresvergleich zeigt die durchschnittliche Darlehenshöhe ein Plus von 20.000 Euro.
Der Beleihungsauslauf lag im Januar 2022 bei durchschnittlich 83,04 Prozent und ist damit so niedrig wie seit Anfang 2020 nicht mehr, vor einem Jahr waren es noch 84,42 Prozent. Je kleiner der Wert ist, desto mehr Eigenkapital ist im Spiel, denn der Beleihungsauslauf ist der fremdfinanzierte Anteil am Beleihungswert der Immobilie.
Das Sicherheitsbedürfnis deutscher Immobilienkäufer zeichnet sich nicht nur beim wachsenden Anteil der Forward-Darlehen ab, auch die durchschnittliche Zinsbindung nimmt im Januar 2022 weiter zu. Vor einem Jahr sicherten sich Darlehensnehmer den Zinssatz für durchschnittlich 13 Jahre und vier Monate, im Januar 2022 sind es 13 Jahre und knapp neun Monate.
Der durchschnittliche Tilgungssatz, mit dem Käufer in ihre Finanzierung starten, liegt im Januar 2022 bei 2,68 Prozent und damit weiterhin im empfohlenen Bereich zwischen zwei und drei Prozent. Seit Anfang 2021 war dieser kontinuierlich gesunken, im Dezember waren es noch 2,65 Prozent.
Der Anteil der KfW-Darlehen sinkt im Januar 2022 auf 4,47 Prozent, im Dezember 2021 waren es noch 4,68 Prozent. Wie der plötzliche Stopp der Förderprogramme für energieeffiziente Immobilien sich auf den Anteil an den Darlehensarten auswirken wird, bleibt abzuwarten, so Neumann. (DFPA/JF1)
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