Bluebay: "Der Druck auf die US-Notenbank steigt"
Die US-Inflation lag im Juni 2022 über den Erwartungen. Die Fed könnte die Zinsen nun kräftiger erhöhen als im Vorfeld erwartet, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Die leichte Erholung der Finanzmärkte Anfang Juli erwies sich als kurzlebig, da die Gesamtinflation in den USA im Juni mit 9,1 Prozent über den erwarteten 8,8 Prozent lag. Dowding: „Zwar sind wir aufgrund des Rückgangs der Rohstoffpreise weiterhin zuversichtlich, dass sich der Inflationsdruck in den kommenden Monaten abschwächen wird. Es besteht aber kein Zweifel, dass diese Daten den Druck auf die US-Notenbank erhöhen. Aktuell rechnen die Marktteilnehmer mit einer Zinserhöhung um 85 Basispunkte am 27. Juli. Wir halten an unserem Basisszenario fest, dass die Zinsen ‚nur‘ um 75 Basispunkte steigen werden – sind davon aber nicht mehr so überzeugt wie zuvor.“
Die Märkte haben auf die Inflationsdaten reagiert, Aktien und Unternehmensanleihen gerieten unter Druck und der US-Dollar wertete weiter auf. In den vergangenen Tagen hat sich der Euro gegenüber dem US-Dollar auf Parität abgeschwächt – das gab es seit fast 20 Jahren nicht mehr. Die Volatilität an den Anleihemärkten ist laut Dowding nach wie vor hoch. Seit Mitte Juni seien Renditeschwankungen von 20 Basispunkten innerhalb eines Tages keine Seltenheit mehr.
In Europa hat sich die Stimmung nicht verbessert. Es herrsche große Unsicherheit, ob und in welchem Maße nach Abschluss der routinemäßigen Wartungsarbeiten wieder Gas aus Russland durch die Nord-Stream-Pipeline fließen wird.
Wird die Pipeline nicht wieder geöffnet, werde der größte Teil Europas die Energieversorgung einschränken müssen. Das würde wahrscheinlich zu großen wirtschaftlichen Problemen und mit ziemlicher Sicherheit einer Rezession führen, schreibt Dowding. Fließt das Gas wieder wie vor der Wartung, gäbe es noch immer Schwierigkeiten – es wäre jedoch eine Erleichterung. Wenn die Durchflüsse jedoch auf mehr als 50 Prozent des normalen Niveaus ansteigen, könnte insbesondere Deutschland seine Gasvorräte wieder aufstocke. Das könnte die Stimmung deutlich verbessern.
„Die Unsicherheiten sind weiterhin groß. Wir gehen zwar nach wie vor davon aus, dass die zweite Jahreshälfte positiver ausfallen wird als die erste. Im Moment ist aber Vorsicht geboten“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.