Bluebay: "Inflationssorgen nehmen gegen Jahresende ab"
Die Inflation in der Eurozone wird im dritten Quartal ihren Höhepunkt erreichen, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar. In den Vereinigten Staaten zeige die restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank bereits Wirkung.
Laut Dowding sind die Renditen in den vergangenen Wochen aufgrund anhaltender Inflationssorgen weltweit gestiegen. In der Eurozone lag die Teuerung im Mai bei über acht Prozent. Aus Sicht von Dowding und seinem Team sei es wahrscheinlich, dass sie gegen Ende des dritten Quartals mit neun Prozent einen Höchststand erreichen wird. Vor diesem Hintergrund sah sich die Europäische Zentralbank (EZB) gezwungen, einen restriktiveren Kurs einzuschlagen. Der Reposatz soll bis Ende 2022 um etwa 125 Basispunkte auf 0,75 Prozent steigen.
„Letztendlich sind wir der Meinung, dass die Inflationsbefürchtungen aufgrund des sich verlangsamenden Wachstums in der Eurozone gegen Ende des Jahres schnell abnehmen könnten. Die Wachstumsaussichten in Europa sind nach wie vor verhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaftsleistung auf dem Kontinent im letzten Quartal dieses Jahres schrumpfen wird, liegt aus unserer Sicht bei 50 Prozent. Daher könnte der künftige Zinspfad als zu ambitioniert eingeschätzt werden. Solange der Preisdruck jedoch nicht nachlässt, halten wir eine Stabilisierung der Renditen für unwahrscheinlich“ so Dowding.
Derweil weiten sich die Spreads im Euroraum weiter aus, schreibt der Experte. Denn die EZB nennt nur wenige Einzelheiten zu den Maßnahmen, mit denen ein mögliches Fragmentierungsrisiko eingedämmt werden soll. Auch die Renditeaufschläge für Unternehmen in der Eurozone haben sich als Reaktion auf steigende Inflations- und sinkende Wachstumserwartungen erhöht. Aktuell sehe es Dowding zufolge so aus, als müssten die Spreads in der Peripherie noch weiter steigen, damit sich die Währungshüter zu einer Reaktion gezwungen sehen.
Laut Dowding schaue die Lage in den USA schaut besser aus. Nach einem Höchststand von 6,5 Prozent dürfte der US-Kernverbraucherpreisindex (CPI) im Mai unter sechs Prozent fallen. Es deute also einiges darauf hin, dass die rasche Verschärfung der finanziellen Bedingungen durch die US-Notenbank Fed allmählich die gewünschte Wirkung zeigt.
„Wir rechnen jedoch damit, dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) seinen restriktiven Kurs beibehalten wird, bis der Preisdruck deutlich nachlässt. Daher gehen wir davon aus, dass die US-Zinsen bis Ende des Jahres in Richtung drei Prozent steigen werden.
Die US-Wirtschaftsdaten sind nach wie vor relativ robust. Angesichts der soliden finanziellen Situation von Verbrauchern und Unternehmen halten wir das Risiko einer Rezession weiterhin eher für gering“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.