Bluebay: "Japan sollte die Zinskurvenkontrolle beenden"
Die Inflation stellt auch für Japan zunehmend eine Herausforderung dar. Es wäre nun an der Zeit für einen grundsätzlichen geldpolitischen Schwenk, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Laut Dowding gerieten die Renditen in Japan in der vergangenen Woche erneut unter Aufwärtsdruck, da stärkere Inflationsdaten zu Spekulationen über eine weitere Anpassung der Geldpolitik auf der Sitzung der Bank of Japan (BoJ) in der kommenden Woche führten. Die Kerninflation in Japan erreichte im Dezember 4,0 Prozent. Den Anlegern scheine zu dämmern, dass die ultralockere Haltung der BoJ mit ihrer Politik der Renditekurvensteuerung (Yield Curve Control, YCC) dazu beigetragen habe, meint der Bluebay-Experte.
Die Inflation ist in Japan politisch unpopulär geworden, so Dowding. Das wirke sich auch auf die Beliebtheitswerte von Premierminister Fumio Kishida aus. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass im Zuge der jährlichen Lohnrunde im ersten Quartal die Löhne dieses Jahr um mehr als drei Prozent steigen könnten. So habe der Einzelhändler Uniqlo bereits in der vergangenen Woche eine Lohnerhöhung für einige Nachwuchskräfte um bis zu 40 Prozent angekündigt. Während dessen hat die Tokioter Metro verkündet, dass die Fahrpreise im März um sechs Prozent steigen werden. Das ist die erste Preiserhöhung seit 1995.
Vor diesem Hintergrund werde die Inflation in Japan aus Sicht von Dowding und seinem Team über dem BoJ-Ziel von zwei Prozent bleiben, selbst wenn die Aufwärtseffekte der Energiepreise allmählich aus den Berechnungen herausfallen.
Die Politik der Zinskurvenkontrolle sei darauf ausgerichtet gewesen, in einer Zeit der Besorgnis über den anhaltenden Deflationsdruck die Inflation zu erhöhen. Nun sei das Ziel erreicht und sie werde nicht mehr benötigt. Eine Eigenart dieser Politik sei jedoch, dass die BoJ in dem Maße, wie sie sich ihrem Ende nähert, Anleihen in einem beschleunigten Tempo kaufen muss, um die Renditen zu stabilisieren. Dadurch habe die BoJ zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich mit dem Zurückfahren ihrer akkommodierenden Geldpolitik beginnen wollte, ihre Bilanz in Wirklichkeit immer schneller ausgeweitet. In diesem Zusammenhang könne die Entscheidung, die Renditeobergrenze für zehnjährige Anleihen von 0,25 Prozent auf 0,50 Prozent zu erhöhen, als Fehler betrachtet werden. Es könnte von Vorteil sein, ganz aus der Zinskurvenkontrolle auszusteigen, anstatt das Ziel auf einer der nächsten Sitzungen beispielsweise auf 0,75 Prozent weiter anzupassen.
„Das Risiko besteht jedoch darin, dass die Verantwortlichen in Tokio hartnäckig blind gegenüber dem steigenden Inflationsdruck bleiben. Schließlich haben sie seit mehr als einer Generation keine solche Preisentwicklung mehr gesehen. Sollte dies zu einem weiteren Überschießen der Inflation führen, müssten auf die Beendigung der YCC in den folgenden Monaten Anhebungen der kurzfristigen Zinssätze folgen. Das könnte zu einer weitaus größeren Destabilisierung der Renditen und zu Spekulationen führen, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen im Jahr 2023 ähnlich wie die von deutschen Bundesanleihen im Jahr 2022 steigen könnten“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.