Bluebay: "US-Zinsen könnten länger hoch bleiben als erwartet"
Es wird immer deutlicher, wie ernst es der US-Notenbank mit der Inflationsbekämpfung ist, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar. „Die globalen Renditen drängten vergangene Woche weiter aufwärts, nachdem die US-Notenbank Fed den Leitzins um 75 Basispunkte angehoben hatte. Im Grunde hat Notenbankchef Powell in dieser Woche wenig Neues gesagt. Doch je deutlicher wird, wie entschlossen die Fed die Inflation mit den Mitteln der Rezession bekämpfen will, desto stärker verblasst auch die Hoffnung auf einen nur kurzzeitigen Zins-Peak bei 4,5 Prozent“, so Dowding.
Risikoanlagen gerieten infolge der Federal Open Market Committee (FOMC)-Sitzung unter Druck und es erscheint laut Dowding unwahrscheinlich, dass der Gegenwind in näherer Zeit abflaut – schließlich müsse der Aktienmarkt die sinkenden Erträge verkraften, und auch der starke Dollar und die höheren Abzinsungssätze für Anlagen mit langer Laufzeit bereiten Sorgen.
Die europäischen Märkte haben eine milde Rezession bereits eingepreist und behaupteten sich daher besser. Treffen mit Entscheidungsträgern der EU in dieser Woche deuten darauf hin, dass eine Art von wirtschaftlichem Realismus in Brüssel Einzug gehalten hat. Es herrsche Klarheit darüber, dass eine Rezession der Preis ist, der gezahlt werden muss, wenn auf dem Kontinent Krieg herrscht. Wie schmerzhaft diese Rezession ausfallen wird, hänge davon ab, wie hartnäckig sich die Inflation hält, da steigende Preise das real verfügbare Einkommen schrumpfen lassen.
Derweil bekräftigte die Bank of Japan (BoJ), die Zinskurve weiter nach oben hin begrenzen zu wollen. Die Inflation in Japan liegt nun bei fast drei Prozent und tendiert nach oben. Diese Entwicklung könnte durch einen schwachen Yen noch verstärkt werden. Daneben besteht angesichts des auslaufenden Pandemiegeschehens in Japan die Chance, dass sich die Wirtschaftsleistung verbessern könnte, während sich das Wachstum anderer Volkswirtschaften verlangsamt. Der Yen rutschte im Anschluss an die Entscheidung der BoJ auf ein neues Tief, bevor er sich durch gezielte Interventionen am Devisenmarkt wieder stabilisierte.
Dowding und sein Team rechnen jedoch mit einer weiteren Abwertung des Yen, sollte die Geldpolitik der BoJ weiterhin derart stark von den Maßnahmen aller anderen globalen Zentralbanken abweichen, insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Inflation. Daher sehen die Bluebay-Experten Short-Positionen in japanischen Staatsanleihen in Erwartung steigender Renditen infolge eines Politikwechsels der BoJ in den kommenden Monaten weiter positiv.
„Das Gesamtbild ist weiterhin diffus und bevor sich aus den Daten keine besseren Inflationsaussichten ableiten lassen, bleiben wir zurückhaltend. Derweil tendieren wir zu Titeln mit längerer Duration, sollten die Renditen weiter steigen, und wir sind bestrebt, unsere Engagements in Risikoanlagen zu erhöhen, sollte es zu einem unerwartet schnellen Frieden in der Ukraine kommen“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.