Bluebay: "Wir erwarten eine Covid-Kursänderung in China"
Ein durch den Ukraine-Krieg ausgelöster Wachstumsschock in Europa und eine rasche Ausbreitung des Corona-Virus in China: Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay geht davon aus, dass Risikoanlagen erneut unter Druck geraten. Allerdings erwartet er robuste Wachstumsaussichten in den USA.
Laut Dowding habe in den vergangenen Tagen die Hoffnung, dass es im Ukraine-Krieg zu einer Verhandlungslösung kommen könnte, Risikoanlagen befeuert. Währenddessen hob die Federal Reserve (Fed) die Zinssätze um 25 Basispunkte an. Ungeachtet der Risiken für Russland halten Dowding und sein Team die US-Wachstumsaussichten für relativ robust. Die US-Wirtschaft ist bei der Energieversorgung und vielen Aspekten der Industrieproduktion autark, was bedeute, dass sie von den jüngsten geopolitischen Turbulenzen relativ unbeeinflusst ist. Zwar hat die Fed die Wachstumsprognosen für 2022 nach unten korrigiert und gleichzeitig die Inflationsprognosen nach oben revidiert – dennoch scheine eine Rezession in den nächsten zwölf bis 18 Monaten weiterhin sehr unwahrscheinlich zu sein.
„Wir sind der Meinung, dass die Fed die Zinssätze bei jeder anstehenden Sitzung anheben dürfte, was dem Straffungszyklus der Jahre 2004 bis 2006 entspräche. Letztlich gehen wir davon aus, dass die Zinssätze über den ,neutralen‘ Punkt hinaus steigen müssen (den die Fed bei etwa 2,5 Prozent ansetzt), weil wir – anders als viele Marktteilnehmer – eine hartnäckig anhaltende Inflation erwarten. Da die nominalen Zinssätze weiterhin unter dem Verbraucherpreisindex liegen, werden die realen Zinssätze wohl für längere Zeit im negativen Bereich bleiben, was für eine relativ lockere Geldpolitik spricht, die die Wachstumsaussichten nicht zu stark beeinträchtigen dürfte.“
Für das Jahr 2022 sind insgesamt sieben Zinserhöhungen der Fed eingepreist. Vor dem Hintergrund des unsicheren makroökonomischen Umfelds würde es Dowding überraschen, wenn die Märkte in naher Zukunft einen wesentlich aggressiveren Kurs einpreisen würden, insbesondere da die Renditekurve sich abzuflachen beginnt.
„Mit Blick auf Europa sind wir der Meinung, dass der Ausverkauf der Euro-Renditen bereits seinen Zenit überschritten hat. Der jüngst gemeldete Einbruch der ZEW-Konjunkturerwartungen hat uns daran erinnert, dass die Wirtschaft der Eurozone aufgrund des Ukraine-Krieges wahrscheinlich einen wesentlich größeren Wachstumsschock erleben wird als die Volkswirtschaften auf der anderen Seite des Atlantiks. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass Putin in der Ukraine durch eine Eskalation der Feindseligkeiten weitere ,Siege‘ erringen möchte, bevor er einem Waffenstillstand zustimmt.“
In der Zwischenzeit scheint es Dowding so, als ob die schlechten Covid-19-Nachrichten aus China, wo es zu einem erneuten starken Anstieg der schweren Erkrankungen und Todesfälle kam, ebenfalls das Potenzial für eine Flucht aus Risikoanlagen haben. Absehbar sei, dass nach Shenzen weitere Lockdowns folgen könnten.
„Wir sind skeptisch, inwieweit eine Null-Covid-Politik angesichts der sehr ansteckenden Omikron-Variante Erfolg haben kann. Wir erwarten vielmehr, dass die politischen Entscheidungsträger in Peking ihren Kurs ändern und lernen werden, mit Covid-19 zu leben. Aber wie mit Blick auf die Ukraine gilt auch hier: Die Nachrichtenlage könnte sich erst einmal verschlechtern, bevor sie besser wird“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.