CFA Institute: Was Anleger bei "Green Investments" beachten sollten
Aufgrund der großen Vielfalt von (vermeintlich) „grünen Investments“ und fehlenden einheitlichen Standards sei es für Privatanleger oft schwer, sowohl finanziell als auch ökologisch und sozial wertvolle Anlageziele zu identifizieren. Experten des Berufsverbandes CFA Society Germany haben sechs Grundregeln aufgestellt, um Privatanlegern den Einstieg in die nachhaltige Geldanlage nach ESG-Kriterien (Environmental, Social and Good Governance) zu erleichtern.
So sollte ESG nicht als Selbstzweck betrachtet werden - eine Geldanlage müsse zunächst finanziell sinnvoll sein und eine attraktive Rendite ermöglichen. Ebenso sollte bei entsprechenden Investments auf ein sorgfältiges Risikomanagement geachtet werden. Gerade in den Bereichen Umwelt & Soziales strebten viele junge Unternehmen in den Markt und machten ihn schwer vorhersagbar. Das bringe Verlustrisiken für Investoren mit sich.
Wer zudem kein Investment-Profi ist, solle sich bei der Bewertung möglicher Anlageziele vorrangig auf ökologische und soziale Aspekte (das E und das S von ESG) konzentrieren. Diese Kategorien seien zumeist auch für Laien mit der notwendigen Recherche und Zeit gut einzuschätzen. Ob allerdings Unternehmen eine gute Corporate Governance-Struktur aufweisen oder nicht (das G von ESG), sei für durchschnittliche Privatanleger nur sehr schwer erkennbar. Dort seien professionelle Investmentfachleute und institutionelle Investoren gefragt. Wichtig sei zudem, Fonds auszuwählen, die von engagierten Portfoliomanagern verwaltet werden. Erkundigen Sie sich, ob der Portfoliomanager Kontakt zu Unternehmen aufnimmt, um Verbesserungen einzelner ESG Kriterien einzufordern. Und wie bei jeder Anlageentscheidung, müsse auch bei ESG-Investments eine gewisse Analyse- und Verständniszeit aufgewendet werden. Anleger sollten kritisch bleiben. Das Kapital eines „Green Bond“ diene vielleicht der Finanzierung dezentraler Wasserkraftwerke – aber werden die künftigen Kupons dieses Green Bonds aus den Cash Flows von Atomreaktoren bedient?
Auch sollte keine reine „Häkchen-Technik“ verwendet werden. Gerade weil ESG-Kriterien noch so vielfältig und komplex seien, operierten viele Anleger mit dem Abarbeiten von Checklisten, um zu prüfen, ob etwas als ESG-Investment gelten kann. Diese Häkchen-Technik sei zwar als Basisanalyse durchaus geeignet, als alleiniges Entscheidungstool sei sie aufgrund des sehr individuellen Charakters von ESG-Investments aber eher nicht angebracht. Und schlußendlich:
Wer sein Portfolio kurzfristig optimieren will, für den seien ESG-Investments nicht das richtige. Die Idee einer ökologischen und sozialen Güte sei meist auf eine gewisse Dauer angelegt. Unternehmen bräuchten die Zeit und Möglichkeit, Werte aufzubauen, zu etablieren und weiterzuentwickeln. Es könne länger als nur wenige Quartale dauern, bis Unternehmen und Staaten ESG-Faktoren umgesetzt haben und diese sich auch auf Bonitäten, Cash Flows und Earnings auswirken.
Quelle: Pressemitteilung CFA Society Germany
Die CFA Society Germany ist ein Berufsverband für Finanzexperten in Deutschland und zählt mehr als 2.500 Einzelmitglieder. (mb1)