Colliers: Wohnimmobilienmarkt in der Findungsphase
Für das erste Halbjahr 2022 misst der international tätige Immobilienberater Colliers einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro für Wohninvestments ab 50 Wohneinheiten in Deutschland (Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre: rund 8,0 Milliarden Euro). Dabei entfielen auf das erste Quartal 4,7 Milliarden Euro und auf das zweite Quartal 2,9 Milliarden Euro. Das größte Volumen wurde im ersten Halbjahr mit 1,7 Milliarden Euro in Berlin umgesetzt, gefolgt von Hamburg mit 700 Millionen Euro und Frankfurt mit rund 300 Millionen Euro.
Laut Colliers deuten die Value-Marktdaten darauf hin, dass sich Eigentumswohnungen sowohl im Bestands- als auch im Neubausegment bislang weiter verteuern. So kosteten Bestandsobjekte, die vom Halbjahr 2021 bis Halbjahr 2022 inseriert wurden, im ungewichteten Durchschnitt über die Top-7-Märkte 4,0 Prozent mehr als im Jahr 2021. Das auf das Jahr hochgerechnete Wachstum liegt mit 8,1 Prozent jedoch unterhalb des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre von 11,4 Prozent pro Jahr. Im Neubaubereich war die Steigerung mit 5,4 Prozent, beziehungsweise auf das Jahr hochgerechnet 11,0 Prozent, stärker als im Fünf-Jahres-Durchschnitt mit 10,2 Prozent. Dieses Wachstum lässt sich auch über die einzelnen Monate des betrachteten Zeitraums beobachten - somit gibt es noch keine sichtbaren Preisanpassungen, die die Zinswende erwarten ließe, so Colliers.
Die höchsten Preissteigerungen für Bestandswohnungen zeigt Stuttgart mit 4,9 Prozent auf 5.350 Euro pro Quadratmeter vor Berlin mit 4,7 Prozent auf ebenfalls 5.350 Euro pro Quadratmeter. In Berlin verteuerten sich auch Neubauwohnungen um10,6 Prozent auf im Mittel 7.640 Euro pro Quadratmeter. Die zweithöchste Preissteigerung zeigt München mit 10,4 Prozent und 11.760 Euro. Allerdings zeigen die Daten laut Colliers lediglich die Angebotsseite des Marktes. Längere Vermarktungszeiten sprechen dafür, dass die inserierten Preise nicht in gleichem Maße akzeptiert werden wie in der Vergangenheit.
Die Bestandsmieten stiegen um 1,6 Prozent im Halb- beziehungsweise 3,3 Prozent im Ganzjahreszeitraum gegenüber 4,0 Prozent im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Noch verhaltener entwickeln sich Neubaumieten mit 0,4 Prozent beziehungsweise hochgerechneten 0,9 Prozent gegenüber einem Wachstum von 4,6 Prozent in der Vergangenheit.
Die höchsten Preissteigerungen finden sich für Bestandswohnungen auch im Mietsegment erneut in Berlin mit 4,2 Prozent Preissteigerung auf 12,15 Euro pro Quadratmeter im Monat. Auf Platz zwei folgt München eine Verteuerung von 1,7 Prozent auf 18,30 Euro. Bei Neubauwohnungen zur Miete legten die Preise in München mit einer Steigerung um 2,4 Prozent auf 21,10 Euro pro Quadratmeter am stärksten zu. Hamburg folgt mit einer Steigerung um 1,3 Prozent auf 15,50 Euro. Die Mietpreise für Neubauwohnungen in Köln hingegen sanken um zwei Prozent und auch in Frankfurt und Stuttgart gingen sie zurück. Colliers sieht darin aber eher eine Momentaufnahme als eine Trendumkehr. Schließlich dürften sich gestiegene Bau- und Finanzierungskosten auch in den Mieten widerspiegeln.
Felix von Saucken, Head of Residential Investment bei Colliers, resümiert: „Nach einer Marktfindungsphase erwarten wir, dass das Transaktionsvolumen wieder anziehen wird. In einer Größenordnung von schätzungsweise 15 Milliarden Euro dürfte es jedoch unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre bleiben. Für die Preisentwicklung wird ausschlaggebend sein, ob die Produktverknappung durch ausbleibenden Neubau stärker wirkt als die höheren Finanzierungskosten. Wir gehen von einer Abflachung der Entwicklung der Kaufpreisfaktoren aus – insbesondere dürften die Spitzen ein wenig abgeschnitten werden. Gutes Produkt wird jedoch weiterhin gefragt sein und entsprechend kaufkräftige Klientel finden.“ (DFPA/JF1)
Die Colliers International Deutschland GmbH ist ein Immobilienberatungsunternehmen und an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden vertreten.