Colliers: Zweites Quartal von Unsicherheit am Investmentmarkt geprägt
Nach Angaben von Colliers wurden im ersten Halbjahr 2022 Gewerbeimmobilien für 28,4 Milliarden Euro am deutschen Investmentmarkt gehandelt. Dies ist nach 2020 das zweitstärkste Halbjahresergebnis der vergangenen zehn Jahre und liegt zwölf Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Allerdings überdeckt der Allzeitrekordwert aus dem ersten Quartal die sehr deutliche Bremsspur, die das Transaktionsgeschehen im zweiten Quartal verzeichnete. Seit 2017 erzielte nur das corona-geprägte erste Quartal 2021 ein schwächeres Dreimonatsergebnis.
Die zwischen April und Juni registrierten 10,3 Milliarden Euro Anlagevolumen entsprechen dem Niveau des zweiten Quartals 2020, in dem die Auswirkungen des ersten Lockdowns ebenfalls eine deutliche Reduzierung des Marktgeschehens zur Folge hatten. Die Zahl der Transaktionen ist im Vergleich zum Jahresauftaktquartal um ein Viertel zurückgegangen. Die gewichtete Brutto-Spitzenrendite dürfte mittlerweile für Büroobjekte in den Top 7 erstmals seit längerem wieder über der Drei-Prozent-Marke liegen.
Die verlängerten Verhandlungsprozesse führten insbesondere in den transaktionsstarken und hochpreisigen sieben Investmenthochburgen zwischen April und Juni zu einer starken Reduktion des Transaktionsgeschehens auf knapp unter vier Milliarden Euro. Der Marktanteil der Top 7 Märkte sank von 53 Prozent im ersten auf 36 Prozent im zweiten Quartal. Alle Top 7 verfehlten in diesem Zeitraum vor allem mangels Großabschlüssen den jeweiligen Fünfjahresdurchschnitt. Köln und Stuttgart schafften ein Ergebnis von jeweils knapp über 100 Millionen Euro, Düsseldorf 170 Millionen Euro sowie Hamburg und München jeweils über 400 Millionen, was auf die Kleinvolumigkeit der Ticketgrößen zurückzuführen ist. Über die gesamte erste Jahreshälfte betrachtet, bleiben Büros unangefochten die beliebteste Assetklasse mit 44 Prozent. Industrie- und Logistikimmobilien verteidigen Rang zwei mit einem Marktanteil von deutlich über 20 Prozent. Einzelhandelsimmobilien, vor allem das lebensmittelgeankerte Fachmarktsegment rückten mit 15 Prozent Marktanteil wieder etwas näher auf.
Bei den Investorengruppen sei bislang wenig in Bewegung geraten. Ein Rückzug ausländischen Kapitals aus Sorge, Deutschland könnte seinen Status als sicherer Anlagehafen verlieren, konnte in den vergangenen Monaten nicht beobachtet werden. Gestützt durch Landmark-Deals wie das Sony Center blieb der Marktanteil von 48 Prozent internationaler Anleger bis Ende Juni stabil. Kanada behauptet sich wegen der alstria-Übernahme weiter an der Spitze der Einzelnationen mit 16 Prozent Volumenanteil, gefolgt von den USA mit neun Prozent und Großbritannien mit vier Prozent. Das größte Transaktionsvolumen wurde in der ersten Jahreshälfte von Asset- und Fondsmanagern getätigt, die mit 10,4 Milliarden Euro 37 Prozent der Investmentsumme allokierten. Zusammen mit offenen Immobilien- und Spezialfonds, die rund 23 Prozent beziehungsweise 6,5 Milliarden Euro verantworteten, vereinen diese beiden Käufergruppen weiterhin 60 Prozent des Transaktionsgeschehens auf sich. Auf der Verkäuferseite holten Projektentwickler an Bedeutung auf und lagen mit 19 Prozent Marktanteil gleichauf mit REITs (insbesondere alstria), Asset- und Fondsmanager folgen dahinter mit 14 Prozent auf Platz drei. (DFPA/mb1)
Die Colliers International Deutschland GmbH ist ein Immobilienberatungsunternehmen und an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden vertreten. Das Dienstleistungsangebot umfasst unter anderem die Vermietung und den Verkauf von Büro-, Gewerbe-, Hotel-, Industrie-, Logistik- und Einzelhandelsimmobilien, Fachmärkten, Wohnhäusern und Grundstücken.