Columbia Threadneedle: Stehen Anleihen vor einem Ausverkauf?
Investment-Grade- und Hochzinsanleihen haben sich risikobereinigt gut entwickelt. Dabei habe sich eine Sorglosigkeit am Markt ausgebreitet. Stehen Anleihen vor einem Ausverkauf? Und wird in diesem Falle eine Korrektur ausgelöst? Diese Fragen wirft der Vermögensverwalter Columbia Threadneedle in einem aktuellen Marktkommentar auf.
Investment-Grade-Anleihen haben nach Analyse des Unternehmens gute Aussichten. Die geldpolitischen Bedingungen seien günstig, die negativen Zinsen gäben Impulse, die Konjunktur sei stabil, die Volatilität niedrig und die Bewertungen stiegen, wären aber nicht zu hoch. Gleichwohl bereiten die Bilanzen der US-Unternehmen Columbia Threadneedle Sorgen. Der Verschuldungsgrad sei einer der höchsten seit der Jahrtausendwende und die Zinsdeckung die niedrigste seit der Krise. In Europa wird die Lage anders beurteilt. Die Verschuldung habe sich nach einem weniger ausgeprägten Anstieg als in den USA stabilisiert und dürfte in diesem Jahr zurückgehen. Zudem würde die Zinsdeckung europäischer Investment-Grade-Unternehmen voraussichtlich in diesem und im nächsten Jahr zunehmen. Andererseits stellten diese Anleihen eine globale Anlageklasse dar, dass Europa kaum vom Rest der Welt getrennt werden könne.
Im Hochzinsbereich verbesserten sich die Fundamentaldaten der Unternehmen. Die Profitabilität steigt, der Verschuldungsgrad sinkt, die Verbindlichkeiten und Zinsaufwendungen sind gedeckt und die Indexduration ist ungefähr halb so hoch wie die europäischer Investment-Grade-Anleihen, meint der Vermögensverwalter. Das typische Hochzinsunternehmen sähe heute ganz anders aus als vor zehn Jahren. Es ist heute rund drei Mal so groß und von besserer Qualität. Gleichwohl sind die Bewertungen europäischer Hochzinsanleihen im Laufe einer Phase mit guter Wertentwicklung ungünstiger geworden. Sie sind jetzt stärker ausgereizt als die europäischer Investment-Grade-Anleihen. In den letzten zwölf Monaten errechnet Columbia Threadneedle für Hochzinsanleihen folgende Gesamterträge: neun Prozent in Europa und elf Prozent in den USA, womit die Gesamterträge über zehn Jahre auf jeweils rund 100 Prozent gestiegen sind. Die Spreads liegen in Europa 80 Basispunkte und in den USA 90 Basispunkte über ihren Tiefstständen von 2007.
Vor diesem Hintergrund hat Columbia Threadneedle unter Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten beschlossen, sein Engagement in europäischen Hochzinsanleihen zu reduzieren. Ein exogener Schock könne eine Korrektur auslösen. Zu den möglichen Auslösern zählen eine restriktivere Geldpolitik, langsameres Wachstum in Europa, geopolitische Turbulenzen wie eine Ablehnung von Shinzo Abe in Japan und die USA, wo Präsident Trump Schwierigkeiten hat, seine Ausgabenpläne und Steuerreformen durchzusetzen. Die Analysen stellen fest, dass allein schon niedrigere Unternehmenssteuern US-amerikanischen Aktien zu Kursanstiegen von 16 bis 17 Prozent verhelfen könnten. Als Daumenregel gelte, dass eine Steuersenkung um fünf Prozent die Unternehmensgewinne um etwa vier Prozent steigen lässt. Der Aktienindex S&P 500 sei um mehr als das gestiegen, obwohl die Steuern nicht gesenkt wurden. Die Konjunkturdaten in den USA werden als hinter den Erwartungen liegend betrachtet, welches die Hausmeinung bestätige, das US-Aktien nicht mehr unterbewertet sind. Daher würden europäische Aktien bevorzugt. Die neutrale Haltung gegenüber Unternehmensanleihen bleibt bestehen, wie auch eine Zurückhaltung bei Kernländerstaatsanleihen.
Quelle: Pressemitteilung Columbia Threadneedle
Columbia Threadneedle ist ein globaler Vermögensverwalter und zählt Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, private Investoren, Mutual Funds und Partnerunternehmen zu seinen Kunden. (TS1)