Containerschifffahrt: Stau-Ende auf den Weltmeeren erst 2023 in Sicht
Seit zwei Jahren sind die Prozesse rund um den Transport der globalen Warenströme in Unwucht geraten. Ihren Ursprung hat diese Unwucht in der Corona-Pandemie. Hafenmitarbeiter und LKW-Fahrer erkrankten, Fracht konnte nicht gelöscht werden, Schiffe stauten sich vor den Häfen. In der Spitze lagen knapp 20 Prozent der Weltflotte vor verschiedenen Häfen fest. Dass sich an dieser Situation bald etwas ändert glaubt Guido Hoymann, Head of Equity Research bei Metzler Capital Markets, nicht. Ein Ende des Staus ist erst im nächsten Jahr in Sicht.
Die Knappheit der Transportkapazitäten habe die Preise für den Containertransport in zuvor unvorstellbare Höhen schnellen lassen - teilweise haben sich die Preise seit 2019 mehr als verfünffacht. Alternativen zum Seetransport gibt es laut Hoymann kaum. Für die Luftfracht seien viele Güter ohnehin zu groß. Vor allem aber lägen auch die Luftfrachtkapazitäten bis heute weit unter den Vor-Corona-Niveaus, weil ungefähr die Hälfte der Luftfracht in den sogenannten „Bellies“ transportiert werde, also in den Bäuchen von Passagierflugzeugen. Und die Zahl der Passagierflüge beginne gerade erst, sich langsam zu erholen.
„Das Verhältnis von Bestellungen neuer Schiffe zur bestehenden Flotte liegt mittlerweile bei rund 20 Prozent. Wegen langer Fertigungszeiten werden neue Schiffe allerdings erst 2023 in nennenswerter Zahl in Betrieb genommen werden können. Bis dahin sollten hoffentlich auch die Staus vor den Häfen abgearbeitet sein. Dafür wird aber das weitere Corona-Geschehen eine entscheidende Rolle spielen. Die Situation in Shanghai beispielsweise hat jüngst wieder für spürbare Rücksetzer gesorgt“, so der Marktexperte.
Bis zum nächsten Jahr werde die Kapazitätsknappheit fortbestehen. Im schlimmsten Fall bremse diese Knappheit, zusammen mit inflationären Tendenzen auch bei den Preisen vieler anderer Waren und Dienstleistungen, die Nachfrage noch stärker ab. Dies wäre nach Überzeugung Hoymanns sicherlich der am wenigsten wünschenswerte Ausweg aus dem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. (DFPA/TH1)
Die B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft ist eine Privatbank mit Sitz Frankfurt am Main. Das 1674 gegründete Unternehmen ist schwerpunktmäßig in den Geschäftsfeldern Vermögensverwaltung und Investmentbanking tätig.