Corona-Krise: Stimmung der Immobilienfinanzierer stürzt auf Allzeittief
Laut aktuellem „Quartalsbarometer“ des Finanzierungsberaters BF direkt, das vierteljährlich die Stimmung und das Geschäftsklima der Immobilienfinanzierer in Deutschland wiedergibt, ist die Stimmung unter den deutschen Immobilienfinanzierern im zweiten Quartal auf ein neues Allzeittief gefallen. Der Barometerwert stürzt von minus 3,81 Punkten im ersten Quartal 2020 auf minus 15,24 Punkte im zweiten Quartal 2020. Eine solch starke Bewegung habe es noch nie innerhalb eines Quartals gegeben. Die Corona-Krise und ihre Folgen haben zu einer signifikanten Verschlechterung bei allen wichtigen Parametern geführt.
Ausschlaggebend für das Absacken der Stimmung ist unter anderem die allgemeine Einschätzung der Lage am Finanzierungsmarkt. 80 Prozent der Befragten (plus 72 Prozentpunkte) schätzen die Lage als restriktiver ein. Im Vorquartal waren es noch acht Prozent. Auch die Entwicklung des Neugeschäfts wird von den Krisenfolgen dominiert. Mehr als die Hälfte der Institute (58 Prozent: plus 46,3 Prozentpunkte) erwartet ein abnehmendes Neugeschäft. Der dritte wichtige Faktor, der sich maßgeblich verschlechtert hat, sind die Refinanzierungskosten. 83,3 Prozent der Befragten gehen von steigenden Refinanzierungsaufschlägen aus. Zum Vergleich: Im Vorquartal waren es noch 25 Prozent.
Manuel Köppel, CFO von BF direkt, kommentiert: „Die starke Barometer-Bewegung zeigt, wie die Corona-Krise die Immobilienfinanzierung trifft. Dennoch handelt es sich um eine Momentaufnahme. Der Shutdown in Deutschland ist ein externes Schockereignis, das von der Branche verdaut werden muss. Die Erhebung fand dieses Mal vom 30. März bis 10. April statt – also auf dem Höhepunkt der Krise. Ich gehe davon aus, dass diese sehr negative Stimmung nicht monatelang anhält, sondern sich zumindest langsam verbessert.“
Professor Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS, Universität Regensburg und wissenschaftlicher Berater des Quartalsbarometers, kommentiert: „Die Banken haben sich nicht aus der gewerblichen Immobilienfinanzierung verabschiedet. Allerdings sind zum einen gerade die Geschäftsbanken derzeit stark beansprucht, unter anderem mit einer Flut von KfW-Förderanträgen. Zum anderen zeigt sich jetzt sehr deutlich, dass nur wenige Institute in der Lage sind, sowohl mit dem klassischem Immobilienrisiko als auch mit der aktuell hohen Unsicherheit umzugehen.“
Die Margen haben im zweiten Quartal einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Bei Bestandsfinanzierungen stiegen sie von 131 auf 147 Basispunkte und bei Finanzierungen von Projektentwicklungen von 220 auf 231 Basispunkte. Im Gegenzug sanken die Loan-to-Values (LTV) bei Bestandsfinanzierungen und Loan-to-Costs (LTC) bei der Finanzierung von Projektentwicklungen deutlich. Der durchschnittliche LTV sank auf 65,6 Prozent (erstes Quartal 2020: 69 Prozent) und der LTC auf 71,1 Prozent (erstes Quartal 2020: 73,4 Prozent).
Sebastian dazu: „Die Banken werden in der Krise vorsichtiger und senken ihre Beleihungsausläufe. Gleichzeitig lassen sie sich die gestiegenen Risiken in Form von höheren Margen vergüten. Für die Darlehensnehmer heißt das, dass Kredite unterm Strich teurer werden.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung BF direkt
Die BF direkt AG ist unabhängiger Spezialist für die Finanzierung wohnwirtschaftlicher und gewerblicher Immobilienprojekte.