Der Dollar und seine Rivalen

Das Einfrieren von rund 280 Milliarden Dollar an russischen Devisenreserven durch westliche Regierungen als Vergeltung für die Invasion in der Ukraine hat erneute Spekulationen über die Zukunft des Dollars als Reservewährung der Welt und wichtigster Währung im internationalen Finanz- und Handelssystem angefacht. Die Investment Experten für Gold und Silber bei Jupiter Asset Management geben eine Aussicht auf mögliche neue Leitwährungen.

Derartige Spekulationen sind an sich nichts Neues – in den Medien wird schon seit vielen Jahren immer wieder gerne über den vermeintlichen Niedergang des Dollars berichtet, so Ned Naylor-Leyland, Vikram Aggarwal und Xuchen Zhang. Neue Nahrung bekommen solche Diskussionen, wenn man sich dem Thema datenbasiert nähert.

Der Anteil der USA an der Weltwirtschaft ist im Zuge der anhaltenden Expansion der asiatischen Volkswirtschaften, wie China und Indien, im Laufe der Jahre geschrumpft. Umfassende Sanktionen der USA und ihrer westlichen Verbündeten gegen Russland und weitere Länder haben zu Einschränkungen im Handel und den internationalen Investitionen geführt sowie den freien Kapitalfluss behindert. Durch die zunehmende Instrumentalisierung des Dollars als Waffe fühlen sich viele Länder angreifbar und suchen nach Alternativen.

Die Leitwährung

Etwa 60 Prozent der internationalen Reserven werden in auf Dollar lautenden Vermögenswerten gehalten. Der Dollar ist die am meisten gehandelte Währung der Welt und spielt eine wichtige Rolle im Welthandel und auf den Fremdkapitalmärkten. Viele Faktoren stützen die Position des Dollars als weltweiter Leitwährung. Die US-Wirtschaft ist die größte Wirtschaft der Welt und größer als China und Japan zusammen, die es nach der Wirtschaftsleistung auf Platz 2 bzw. 3 bringen. Die USA zeichnen sich durch ein stabiles Finanzsystem mit einer unabhängigen Zentralbank und einer relativ offenen Wirtschaft aus. Staatsreserven werden in hohem Maße durch den Ankauf von Staatsanleihen eines Landes gebildet. Etwa 30 Prozent der weltweit im Umlauf befindlichen Staatsanleihen werden von der US-Regierung begeben. Die Tatsache, dass die US-Regierung noch nie mit ihren Schulden in Verzug geraten ist, ist ein wesentlicher positiver Faktor, der Gelder in US-Staatsanleihen lockt.

Die Anwärter

In den letzten drei Jahrzehnten hat sich das globale Machtgefüge hingegen vor allem durch den Aufstieg Asiens – und vor allem Chinas – zunehmend verschoben.Als mögliche Dollar-Rivalen sehen Naylor-Leyland, Aggarwal und Zhang Gold, den Euro, den Renminbi (die Währung der Volksrepublik China) und Kryptowährungen. Die Zentralbanken sind sie in den letzten zehn Jahren wieder zu Nettokäufern von Gold geworden. Das Edelmetall gilt es als stabile und krisensichere Wertanlage und kann zur Inflationsabsicherung dienen. Etwa ein Fünftel der überirdischen Goldbestände wird inzwischen von den Zentralbanken gehalten.

Der größte Herausforderer

Mit der Einführung des Euro im Jahr 1999 strebten die Mitgliedstaaten des gemeinsamen europäischen Währungsraums auch eine strategische Unabhängigkeit vom Dollar an. Zudem bot die neue gemeinsame Währung die Möglichkeit einer Diversifizierung weg vom Dollar. Seit Einführung des Euro ist der Anteil der auf US-Dollar lautenden Vermögenswerte in den Reserven der Zentralbanken um zwölf Prozentpunkte auf 59 Prozent gesunken, während der des Euro bei rund 20 Prozent liegt. Die veränderte geopolitische Dynamik und die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte haben das Vertrauen in den Euro als neutraler Reservewährung jedoch geschwächt. Auch könnte sich die Tatsache, dass die Region zwar eine gemeinsame Geldpolitik, aber keine gemeinsame Finanzpolitik hat, noch als Problem erweisen.

Der ehrgeizige Anwärter

China schließt bereits seit längerem verstärkt bilaterale Abkommen, um Zahlungen in Renminbi im globalen Handel zu etablieren. Auf dem Weg zu einer breiteren internationalen Durchsetzung der Währung sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Zum einen ist die Währung nicht frei konvertierbar, und solange China grundsätzlich an Kapitalverkehrskontrollen festhält, wird die Bereitschaft der Anleger gering bleiben, größere Volumen an RMB zu halten.

Die Aufsteiger des neuen Zeitalters

Das starke Wachstum von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum in den letzten Jahren hat zu Spekulationen geführt, dass die Digitalisierung die internationale Vormachtstellung des Dollar aushöhlen könnte. Während alle bisher genannten Währungen (mit Ausnahme von Gold) von einer Zentralbank und letztlich von einem Staat (oder einem Zusammenschluss von Staaten) gestützt werden, ist dies bei Kryptowährungen nicht der Fall. Genau das betrachten Befürworter als ihren größten Reiz: Da sie ohne eine zentrale Instanz auskommen, bieten sie eine Freiheit, die Fiat-Währungen nicht bieten können. Anstelle einer zentralen Autorität dienen kryptografische Methoden zur Verifizierung von Transaktionen. Aufgrund ihrer Volatilität sind Kryptowährungen jedoch unberechenbare Investitionen.

Abgesänge auf den Dollar sind verfrüht

Wie sieht die Zukunft des Dollars angesichts der sich abzeichnenden geopolitischen Fragmentierung aus? Nach Ansicht von Naylor-Leyland hat das Finanzsystem noch nicht realisiert, welche Tragweite die Umwälzungen haben, die durch das Einfrieren russischer Vermögenswerte angestoßen worden sind. Noch würden US-Staatsanleihen als „risikofreie“ Sicherheiten verwendet. Dem Investmentexperten zufolge wird sich die Welt aber zunehmend dem Gold zuwenden.
Die Spekulationen über die Rolle des Dollars im globalen Finanzsystem dürften in den kommenden Jahren andauern. Eine sichere und zuverlässige Alternative ist derzeit jedoch nicht in Sicht. Das Vertrauen in den Dollar zeigt sich darin, dass die Anleger selbst in Krisenzeiten wie während der globalen Finanzkrise und der Corona-Pandemie Zuflucht in Dollar-Anlagen suchten. (DFPA/abg)

Der Investmentmanager Jupiter mit Sitz in London wurde 1985 gegründet. Das insgesamt von Jupiter Asset Management verwaltete Vermögen beläuft sich auf 59,9 Mrd. Euro (Stand: 30.06.2023).

www.jupiteram.com

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