Deutsche Großanleger sind nachhaltiger geworden
Die intensive Nachhaltigkeitsdebatte der vergangenen Jahre hat Spuren in den Portfolios institutioneller Investoren in Deutschland hinterlassen. Nur wenige Großanleger verzichten heute noch auf ESG-Anlagestrategien – ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). So ist der Anteil der nachhaltig investierenden Großanleger in den vergangenen fünf Jahren von 60 Prozent auf einen Rekordwert von 80 Prozent angestiegen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der vom Asset Manager Union Investment jährlich durchgeführten Nachhaltigkeitsstudie. In diesem Jahr beteiligten sich 166 Großanleger mit einem Kapitalvolumen in Billionenhöhe an der Befragung.
Die große Mehrheit der Investoren geht davon aus, dass die Bedeutung nachhaltiger Anlagestrategien künftig weiter zunehmen wird. 83 Prozent erwarten einen sehr starken oder starken Anstieg des ESG-Anlagevolumens in den kommenden zwölf Monaten, 14 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vor allem die weiter anhaltende Regulierung nennen 70 Prozent der Befragten als Grund für eine intensivere Beschäftigung mit nachhaltigen Investments. Ebenso viele Investoren halten die klimapolitische Regulierung grundsätzlich für sinnvoll und glauben, dass nachhaltige Kapitalanlagen die Entwicklung des Weltklimas positiv beeinflussen können.
Einig sind sich die Investoren hierzulande darüber, dass der nachhaltige Umbau der Wirtschaft neue Chancen und Risiken für die Kapitalmärkte mit sich bringen wird. Überdurchschnittliches Potenzial für nachhaltige Investments sehen die deutschen Großanleger vor allem im Energiesektor (95 Prozent) sowie im Transport- und Mobilitätssektor (93 Prozent).
Vor allem stehen die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen im Fokus der Investoren. 92 Prozent sind überzeugt, dass die Klimarisiken an den Kapitalmärkten noch nicht angemessen bepreist sind. Die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) sieht in der geplanten CO2-Bepreisung in Höhe von anfänglich 25 Euro pro Tonne im Rahmen des deutschen Klimapakets eher eine Chance als ein Risiko für die deutsche Wirtschaft. Jedoch halten rund drei Viertel der Investoren (72 Prozent) den von der deutschen Bundesregierung vorgesehenen Preis von 25 Euro je Tonne CO2-Ausstoß für nicht angemessen. Sie plädieren stattdessen für einen mehr als doppelt so hohen Preis, im Durchschnitt in Höhe von rund 63 Euro.
Die hohe Zufriedenheit der Investoren mit ESG-Investments lässt sich auch auf deren Performance zurückführen. Lediglich zwei von 130 Befragten, die nachhaltig und konventionell investieren, gaben an, dass die Rendite ihrer nachhaltigen Kapitalanlage im Vergleich zu konventionellen Portfolios schlechter gewesen sei. Bei zwölf Prozent entwickelte sich die Rendite deutlich besser. In Bezug auf das Risiko ihres nachhaltigen Portfolios sehen 25 Prozent deutliche Vorteile. Jeweils rund der Hälfte der Investoren zufolge haben das nachhaltige und das konventionelle Portfolio bezüglich Performance (59 Prozent) und Risiko (46 Prozent) ähnlich abgeschnitten.
Zu dieser Einschätzung ist Union Investment in einer Analyse des Portfoliomanagements gelangt, die unabhängig von der Nachhaltigkeitsstudie durchgeführt wurde. Als Anlageuniversum wurde dabei zunächst der MSCI World festgelegt. Mit seinen 1.640 Titeln aus 23 Industrieländern und einer breiten Sektorenzusammensetzung bilde er einen verlässlichen Indikator für den globalen Aktienmarkt. Im nächsten Schritt wurden alle Unternehmen aus dem MSCI World sektorweise nach ihrem ESG-Score sortiert. Im Rahmen einer stark vereinfachten Investmentstrategie wurde angenommen, die Aktien der besten 20 Prozent der so sortierten Unternehmen zu kaufen. Gleichzeitig wurden die am schlechtesten bewerteten 20 Prozent der Titel verkauft.
Auch wenn diese Untersuchung nur eine Momentaufnahme darstellt, lasse sich dennoch festhalten: ESG-Strategien haben sich in der aktuellen Krise bislang robuster als der Gesamtmarkt entwickelt. Das nachhaltig aufgebaute Portfolio konnte nicht nur die immensen Verluste an den Weltbörsen abfedern, sondern verzeichnete auch aufgrund der Verkäufe eine positive Gesamtbilanz. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Union Investment
Die Union Asset Management Holding AG (Union Investment) mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Anbieter für die Fondsvermögensverwaltung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe.