Deutsche Unternehmen: Geschäftsklima so schlecht wie noch nie
Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im April in bisher nie dagewesenem Ausmaß verschlechtert. Wie das ifo-Institut in seiner monatlichen Umfrage festgestellt hat, sind sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen im April in einem Rekordtempo eingebrochen, schreibt Stefan Bielmeier, Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt der DZ Bank, in einem Blogbeitrag.
Im Unterschied zur Wirtschafts- und Finanzkrise vor rund zehn Jahren seien dieses Mal der Dienstleistungssektor und der Einzelhandel besonders hart getroffen. Der Lockdown habe viele Unternehmen gezwungen, ihren Geschäftsbetrieb komplett einzustellen. Daher war der Stimmungseinbruch laut Bielmeier in diesen Sektoren besonders krass. Doch auch in der Bauwirtschaft und vor allem im verarbeitenden Gewerbe gingen die Stimmungsmesszahlen nochmal nach unten. Das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe sei aktuell ähnlich schlecht wie zu den Hochzeiten der Finanzkrise.
Anders als etwa bei den Konjunkturerwartungen des ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) ist in der ifo-Umfrage neben der Lageeinschätzung auch die Erwartungskomponente sehr stark eingebrochen. Dabei sei sicherlich zu berücksichtigen, dass das ifo Institut nach der Perspektive für die kommenden sechs Monate fragt, das ZEW aber nach dem Ausblick in sechs Monaten. Vor allem aber dürfte eine Rolle spielen, dass das ifo-Institut die deutschen Unternehmen in den verschiedenen Branchen direkt befragt, während das ZEW seine Fragebögen an Finanzmarktteilnehmer sendet. An den Finanzmärkten scheine die Hoffnung auf eine Besserung der Wirtschaftslage in absehbarer Zeit erheblich größer zu sein als bei den Unternehmen selbst.
Insgesamt sei sicherlich zu erwarten, dass sich im Zuge der allmählichen Aufhebung des Lockdowns und der beginnenden Öffnung zumindest in einigen Branchen die Stimmung in den kommenden Monaten auch wieder allmählich verbessert. Nach einer schnellen Erholung sehe es allerdings derzeit nicht aus. Die Krise werde uns wohl mindestens noch bis in den Herbst begleiten, vielleicht sogar noch länger. (DFPA/mb1)
Quelle: „Bielmeiers Blog“ DZ Bank
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