Deutscher Private-Equity-Markt: Neuinvestitionen und Exits halten sich die Waage
Finanzinvestoren haben in der ersten Jahreshälfte 72 deutsche Unternehmen gekauft oder Unternehmensanteile erworben und dafür insgesamt 8,6 Milliarden Euro gezahlt. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2014 legte der Transaktionswert damit um 105 Prozent zu. Die Zahl der Deals ging hingegen von 74 auf 72 zurück. Bei Verkäufen deutscher Unternehmensbeteiligungen – sogenannten Exits – haben die Investoren im ersten Halbjahr insgesamt 8,6 Milliarden Euro eingenommen – und somit erstmals seit dem zweiten Halbjahr 2012 so viel Geld in Deutschland investiert wie erlöst – in den Vor-Halbjahren hatte der Wert der Exits zumeist deutlich über dem der Neuinvestitionen gelegen. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2014 ging der Gesamtwert der Exits um zehn Prozent zurück. Die Zahl der Exits legte hingegen im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2014 von 41 auf 46 zu. Das sind Ergebnisse einer Analyse des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young (EY), die den deutschen Private-Equity-Markt untersucht.
„Der weltweite M&A-Markt ist in einer sehr guten Verfassung – das strahlt zum Teil auch auf Deutschland aus“, beobachtet Alexander Kron, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Einerseits sehen wir ein steigendes Interesse gerade angelsächsischer und asiatischer Investoren am Standort Deutschland und deutschen Unternehmen. Der schwache Euro und die relativ guten Konjunkturaussichten in Deutschland machen deutsche Unternehmen zudem zu attraktiven Investitionszielen. Und dank niedriger Zinsen und guter Finanzierungsmöglichkeiten sind die Rahmenbedingungen nach wie vor günstig“, so Kron.
Andererseits führe das hohe Interesse strategischer Investoren an Zukäufen zum Teil zu sehr hohen Bewertungen, was einige Kaufinteressenten aus dem Private-Equity-Bereich abschrecke, ergänzt Wolfgang Taudte, Partner bei EY: „Dass es trotz guter Finanzierungsbedingungen nicht mehr Zukäufe in Deutschland gibt, liegt auch an den aktuell hohen Bewertungen und der starken Konkurrenz durch strategische Investoren, die ebenfalls in Kauflaune sind. Die Private Equity-Investoren kaufen nicht um jeden Preis – stattdessen investieren sie sehr selektiv“.
Zudem fehlen attraktive Zielunternehmen, betont Kron: „Es gibt mehr Liquidität im Markt als Anlagemöglichkeiten – den Finanzinvestoren gehen die Ziele aus, während immer weiter Geld in ihre Fonds fließt“. „Wir rechnen mit einer Welle von Carve Out-Transaktionen in Deutschland, denn die Zeit der Mischkonzerne ist vorbei – heute fordern Investoren von Unternehmen ein fokussiertes Geschäftsmodell“, sagt Kron. Bei den anstehenden Abspaltungen könnten insbesondere Private Equity- Investoren zum Zuge kommen.
Quelle: Pressemitteilung EY
Ernst & Young (EY) ist einer der Marktführer in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung. Die internationale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Mandanten. (JF1)