Deutscher Wohnungsmarkt: Preisanstieg setzt sich mit hohem Tempo fort
Die Preisdynamik am Wohnungsmarkt hat im ersten Quartal 2018 weiter Fahrt aufgenommen. Laut Preisindex des Verband deutscher Pfandbriefbanken hat sich Wohneigentum – Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen – in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres landesweit um 1,6 Prozent verteuert. Bei den von Anlegern nachgefragten kompletten Mehrfamilienhäusern waren es 2,6 Prozent. Damit zogen die Preise gegenüber dem Vorjahresquartal um 7,4 Prozent beziehungsweise 10,9 Prozent an. Beides sind in der Historie der bis 2003 zurückreichenden Indexreihen Rekordwerte, schreibt Stefan Bielmeier, Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt der DZ Bank, in einem Blogbeitrag.
Das Jahresplus bei Wohneigentum lag erstmals über sieben Prozent. Bei Mehrfamilienhäusern stieg die jährliche Wachstumsrate erstmalig in den zweistelligen Bereich. In den sieben größten deutschen Städten stiegen die Preise noch stärker, so Bielmeier. Auf Jahresbasis verteuerte sich dort Wohneigentum im Durchschnitt um 10,4 Prozent, die Mehrfamilienhaus-Preise legten um 13,7 Prozent zu. Im Gegensatz zu den landesweiten Preisen lag das Plus allerdings etwas unter dem Maximum von 2017.
Wesentliche Preistreiber sind laut Bielmeier das knappe Wohnungsangebot und das nach wie vor solide wirtschaftliche Umfeld mit einer von Höchststand zu Höchststand eilenden Beschäftigung. Dazu kommen die niedrigen Zinsen, die für günstige Finanzierungskonditionen und ein anhaltend beschränktes Anlagespektrum der Investoren sorgen. Allerdings hätten sich die Zinsen inzwischen vom bisherigen Tiefstand abgesetzt, sodass die Erschwinglichkeit von den steigenden Preisen wie auch den leicht steigenden Zinsen „in die Zange genommen“ werde.
Für die Frage, warum die sukzessive verschlechterte Erschwinglichkeit den Preisanstieg nicht abbremst, findet Bielmeier eine mögliche Antwort in der Sorge der Käufer, dass sich die Einstiegsbedingungen am Immobilienmarkt spürbar eintrüben könnten. Weiter steigende Preise und anziehende Zinsen verteuerten nicht nur den Immobilienkauf, sie können ihn auch unmöglich machen. In den Metropolen scheint dagegen ein gewisser Bremseffekt angekommen zu sein, weil sich neben den schon sehr hohen Preisen auch niedrige, weiter sinkende Mietrenditen dämpfend auswirken, so Bielmeier.
Mit dem Preisplus im ersten Quartal haben sich die Immobilienpreise erneut etwas von der fundamentalen Basis entfernt, denn sie steigen schneller als Mieten und Einkommen. Beim landesweiten Preisniveau für Wohneigentum habe sich mit einem Preisanstieg von nicht ganz 40 Prozent seit 2010 aber keine Blase gebildet. Auch das landesweite Preisplus von Mehrfamilienhäusern halte sich mit knapp 60 Prozent noch im Rahmen. Auf die sieben größten Städte treffe das mit einem Preisanstieg von 80 Prozent für Wohneigentum und 110 Prozent für Mehrfamilienhäuser aber nicht mehr zu. Ein Anlass für eine größere Preiskorrektur ist Bielmeier zufolge aber auch dort nicht in Sicht. Allerdings wächst das Risiko, denn zu den hohen Preisen seien anziehende Zinsen und trübere wirtschaftliche Aussichten als Belastungsfaktoren hinzugekommen.
Quelle: Bielmeiers Blog DZ Bank
Die DZ Bank AG mit Sitz in Frankfurt am Main ist das Zentralinstitut innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Sie fungiert darüber hinaus als Holding für Verbundunternehmen der DZ Bank-Gruppe und koordiniert die Spezialinstitute innerhalb der Gruppe. (JF1)