Deutschland: ifo Geschäftsklima – Stimmung weitgehend stabil auf schlechtem Niveau
Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich laut ifo Geschäftsklima unwesentlich um 0,1 Punkte verschlechtert. Mit einem Stand von 88,5 Punkten (Bloomberg-Median: 86,8 Punkte; Dekabank: 87,4 Punkte) ist der sechzehnniedrigste Stimmungswert erreicht worden. Bei auf Rezessionsniveau weitgehend stagnierenden Geschäftserwartungen hat sich die Lagebeurteilung weiter etwas eingetrübt. Der Zeiger der ifo-Uhr steht zwar aufgrund der Lageeinschätzung noch im Abschwungbereich, doch er bewegt sich immer mehr auf den Rezessionsbereich zu. Das meldet die Deka.
Anders als im Juli präsentieren sich die Branchen sehr heterogen. Die Lagebeurteilung sank in der Industrie, besonders stark aber im Einzel- und Großhandel. Leicht verbessert zeigte sich diese im Bau und bei den Dienstleistern. Die Geschäftserwartungen, die sich schon auf rezessiven Niveaus befinden, haben sich in der Industrie, der Bauwirtschaft und im Einzelhandel geringfügig verbessert, stagnierten bei den Dienstleistern und sanken im Großhandel. Als erste Branche ist der Einzelhandel nun im Rezessionsquadranten gelandet, was auf die hohen Preissteigerungsraten zurückzuführen sein dürfte.
Die Tendenz zu abnehmenden angebotsseitigen Beeinträchtigungen der Unternehmen und zu verstärkten Problemen auf der Nachfrageseite hat sich fortgesetzt. So sank der Anteil der Unternehmen, die von Produktionsbehinderungen durch Materialmangel berichten, auf den niedrigsten Wert seit gut einem Jahr (von 73,3 auf 62,0 Punkte). Gleichzeitig sanken die Exporterwartungen der Industrie weiter und deuten auf eine abnehmende Auslandsnachfrage hin. Gemäß der Umfrage bei den Einkaufsmanagern verschlechterte sich die Auftragslage bei infolge nicht abgesetzter Produkte wachsenden Fertigwarenlagern. Die Ursachen für die Nachfrageprobleme lägen auf der Hand: Der starke Anstieg der Energiepreise verteuere die Produktionskosten enorm. Dadurch schwinde die Fähigkeit der Unternehmen, Investitionen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Zudem erodiere die hohe Inflation die Kaufkraft der privaten Haushalte genauso wie deren Kauflaune. Die globale Konjunktur schwäche sich infolge der Energieprobleme Europas, der Zinspolitik der USA und der Probleme Chinas ab, und die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen sei hoch: Komme es zur Gasmangellage oder wie ist es um die Spannungen mit Taiwan bestellt, seien dabei die wichtigsten Fragen. Diese Unsicherheit sei Gift für alle weitreichenden Ausgabenentscheidungen, egal ob es Investitionsentscheidungen der Unternehmen oder größere Kaufentscheidungen der privaten Haushalte (wie beispielsweise für Autos) sind.
Alles in allem verdichte sich das Bild, dass Deutschland in eine Rezession rutschen wird. Die Geschäftserwartungen deuteten dies schon länger an, die Lagebeurteilung entwickele sich allmählich auch in diese Richtung. Der Differenzindikator aus Erwartungen und Lage, der sich nahezu auf einem Allzeittief befindet, lege einen starken Rückgang der Lageeinschätzung im weiteren Jahresverlauf nahe. Wenn die Lage nachzuziehen beginnt, sollte dieser Indikator – wie in diesem Monat – abermals ansteigen. (DFPA/mb1)
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