DIA: Sind Roboter die besseren Finanzberater?
Eine Reihe von Unternehmen bietet deutschen Kunden inzwischen die Möglichkeit an, sich online durch einen Computer, sogenannte „Robo Advisor“, bei der Vermögensanlage beraten zu lassen. Die Branche wächst schnell. In Deutschland sollen nach Schätzungen bis zum Jahresende rund eine Milliarde Euro investiert sein. Etablierte Banken haben den Trend aufgegriffen und entwickeln solche Systeme selbst oder kooperieren mit den Internetberatern. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hinterfragt in einer Marktanalyse die Vorzüge und mögliche Nachteile der Robo Advisor.
Nach der Beantwortung eines Fragenkatalogs, der auf die persönliche Risikoneigung und die Investmentziele abstellt, wird eine dazu passende Vermögensaufteilung auf kostengünstige Fonds errechnet, beschreibt das DIA den Anlageprozess. Bei einigen Anbietern übernimmt der Computer dann auf Wunsch automatisch den Kauf der Produkte und die Überwachung der Wertentwicklung. Der Vorteil für die Kunden sei die relativ geringe Mindestanlagesumme im Bereich 10.000 Euro und der Preis. Die jährliche Gebühr der Roboter und die Kosten der Produkte liegen zusammengenommen oft unter einem Prozent, erläutert das DIA.
Kritisch merkt die Studie an, dass Maschinen im Vergleich zum Menschen schwer bewerten können, in welches Umfeld eine Marktsituation fällt. Auch würde es für sie schwierig sein, langfristige Probleme im Blick zu behalten. „Die Maschine als Verwalter hat lediglich einen geringen finanziellen Vorsprung, der in kritischen Marktlagen sehr schnell aufgebraucht wird“, sagt der Stuttgarter Vermögensfachmann Kazmaier.
Bei einigen Computeranlagemodellen sind die Entscheidungskriterien, die auf komplexen Algorithmen beruhen, nicht ohne weiteres zu verstehen, wird Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH, zitiert. Gerade am Anfang müssten grundsätzliche strukturelle Entscheidungen getroffen werden. Zum Beispiel auch, ob das Ersparte überhaupt an der Börse richtig platziert sei. Möglicherweise passe ein Bauspar- oder ein Riester-Vertrag oder eine selbstgenutzte Immobilie besser zum eigenen Lebensentwurf. Computer tun sich schwer, solche umfassenden Fragen zu beantworten, erklärt Walter. Auch falle die Interpretation von Emotionen oder das Erkennen von Verständnisproblemen der Maschine schwer. „Aus ein paar Klicks lässt sich das nicht berechnen. Hier ist der menschliche Berater klar im Vorteil, weil er die Bedürfnisse ganzheitlich wahrnehmen kann. Roboter schützen beispielsweise nicht automatisch vor vertriebsgesteuerten Anlageempfehlungen“, mahnt der Vermögensverwalter.
Quelle: Pressemitteilung DIA
Das Deutsche Institut für Altersvorsorge mit Sitz Berlin versteht sich als Plattform eines Diskurses über Altersvorsorge und Generationengerechtigkeit. (TS1)